Werk in Hambach soll weiter bestehen Smart-Verkauf steht offensichtlich vor dem Abschluss

Hambach/Stuttgart · Seit Jahren macht die Daimler-Tochter Smart nur Verluste. Nun steht offensichtlich der Verkauf eines Anteils von 50 Prozent an den chinesischen Partner Geely bevor.

Daimler will Smart-Anteil an chinesische Geely verkaufen
Foto: dpa/Werner Baum

Der Verkauf der Daimer-Problemtochter Smart steht Berichten zufolge kurz vor dem Abschluss. Die Financial Times schreibt unter Berufung auf drei Quellen, dass der deutsche Premiumhersteller noch vor der Automesse Shanghai Auto Show Mitte April den Verkauf von 50 Prozent der Anteile an den chinesischen Partner Geely bekanntgeben will.

Bereits seit Tagen spekulieren Medien in Deutschland über die Zukunft der Kleinwagen-Marke. Die Daimler-Tochter, die der Konzern Ende der 90er Jahre in Co-Produktion mit dem Swatch-Erfinder Nikolas Hayek auf den Markt gebracht hat, hat in ihrer über 20-jährigen Geschichte niemals Gewinne eingefahren. Und auch das gesteckte Ziel von 200 000 verkauften Autos pro Jahr nie erreicht. Noch im ersten vollen Verkaufsjahr 1999 wurden von der „vierrädrigen Dose“, wie das Auto spöttisch genannt wurde, gerade mal 80 000 Stück verkauft. Und seit dem Allzeithoch von 150 000 Stück, die Smart im Jahr 2005 absetzen konnte, stagnieren die Verkäufe. Im vergangenen Jahr sind gerade einmal 130 000 Smarts weltweit verkauft worden, schreibt das Handelsblatt. Nach Angaben der Financial Times schätzen Analysten des Marktforschers Evercore ISI den Verlust von Smart auf 500 bis 700 Millionen Euro pro Jahr.

Bereits im Frühjahre vergangenen Jahres hatte Daimler die Devise ausgegeben, dass Smart elektrisch wird. Ab 2020 soll das Auto in Europa und Nordamerika nur noch mit Elektroantrieb verkauft werden. In diesem Zusammenhang spekuliert das Handelsblatt auch über eine Verlagerung der Produktion vom lothringischen Hambach nach China. „Die Zukunft des Smarts liegt in Fernost, ganz klar“, zitiert die Zeitung eine Führungskraft. Im Gespräch waren als Partner die chinesischen Autohersteller BAIC und Geely. Letzterer hat nun offensichtlich den Zuschlag bekommen.

Der Daimler-Konzern will sich zu den Berichten nicht äußern. „Kein Kommentar“, heißt es von einem Sprecher in Stuttgart. Allerdings werde es ab nächster Woche möglicherweise mehr Nachrichten geben.

In jedem Fall sei das Werk in Hambach unabhängig von der Entscheidung bei Smart gesichert, betont der Sprecher. „In Hambach werden definitiv auch in Zukunft Mercedes-Fahrzeuge gebaut“, sagt er. Daimler-Konzern-Chef Dieter Zetsche hatte im vergangenen Mai angekündigt, 500 Millionen Euro in das Werk zu investieren. Dort sollen künftig Mercedes-Elektroautos der Kompaktklasse gebaut werden.

In dem Werk, das als „Smartville“ 1997 vom damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac und Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet worden war, arbeiten aktuell rund 800 Mitarbeiter. Sie können den Berichten zufolge auch dann auf eine sichere Zukunft hoffen, wenn der Smart künftig in China gebaut wird. Denn die Kompaktwagen-Sparte bei Daimler legt seit Jahren deutlich zu.

Für den Anteilsverkauf an Geely gibt es allerdings noch eine gesetzliche Hürde. Denn nach dem umstrittenen Verkauf des Roboterherstellers Kuka an einen chinesischen Investor hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet, das ihr bei solchen Verkäufen mehr Mitspracherecht einräumt. Dabei geht es um sensible Branchen von der Verteidigung bis hin zur Energie. Auch Smart könnte darunter fallen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort