Auto Daimler will Kronzeuge im Kartellprozess sein

Stuttgart · () Im Fall des Kartellverdachts gegen die deutsche Autoindustrie hat Daimler bei den EU-Behörden den Status als Kronzeuge beantragt. Man könne das nun öffentlich machen, sagte Finanzchef Bodo Uebber am Freitag und bestätigte damit, worüber lange spekuliert worden war. „Es ist gegenwärtig offen, ob die Europäische Kommission ein formelles Verfahren einleiten wird“, sagte Uebber weiter.

 Behält der Stern seinen Glanz? Im Kartellprozess gegen die Autohersteller will Daimler offene Fragen beantworten.

Behält der Stern seinen Glanz? Im Kartellprozess gegen die Autohersteller will Daimler offene Fragen beantworten.

Foto: dpa/Jens Büttner

Der Kronzeuge in Kartellverfahren darf in der Regel auf den größten Nachlass bei Strafzahlungen bis hin zur kompletten Verschonung hoffen. Noch immer ist allerdings unklar, was an den Vorwürfen dran ist. „Mehr dürfen wir hierzu derzeit auf Grund des erwähnten Antrags auf Bußgeldimmunität nicht sagen“, sagte Uebber. Daimler kooperiere weiterhin mit den Behörden. Wann genau der Konzern den Antrag eingereicht hat und was er darin den Aufsehern preisgibt, wollte der Finanzchef nicht sagen.

Bei der EU-Kommission läuft derzeit eine Voruntersuchung zu den Vorwürfen. BMW und Daimler sowie VW samt Töchtern Audi und Porsche sollen sich jahrelang über Autos, Kosten und Zulieferer ausgetauscht haben. Solche Absprachen unter Autobauern sind durchaus üblich – zum Beispiel, um Standards für die Ladung von Elektroautos abzusprechen. Die Frage ist aber, ob eine Grenze überschritten wurde.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Sommer hatte es in Medienberichten geheißen, dass auch der Volkswagen-Konzern schon vor einiger Zeit eine Art Selbstanzeige rund um den Kartellverdacht bei den Behörden eingereicht habe. Daimler soll den Wolfsburgern aber noch zuvorgekommen sein. VW blieb am Freitag bei der Strategie, an die sich auch Daimler zuvor lange gehalten hatte: kein Kommentar.

Ein BMW-Sprecher sagte auf Anfrage, die EU-Kommission habe in dieser Woche Mitarbeiter zur Prüfung in die Münchner Konzernzentrale entsandt. Auch er betonte, dass die Kommission kein formelles Verfahren eingeleitet habe. Die EU-Kommission teilte mit, es habe eine „nicht angekündigte Prüfung“ bei einem deutschen Autobauer gegeben. Namen nannte sie nicht.

Daimler erzielt wegen hoher Kosten unter anderem für eine Rückrufaktion sowie die versprochenen Software-Updates bei Diesel-Fahrzeugen bei steigendem Umsatz geringere Gewinne. Während der Umsatz im Quartal um sechs Prozent auf rund 40,8 Milliarden Euro wuchs, ging der Gewinn vor Zinsen und Steuern um 14 Prozent auf rund 3,46 Milliarden Euro zurück.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort