Sparkurs Daimler will 10 000 Stellen abbauen

Stuttgart · Dass der Sparkurs von Konzernchef Källenius nicht ohne Stellenabbau funktioniert, war klar. Nun liegt erstmals eine Zahl auf dem Tisch.

 Arbeiter schweißen an einer Karosserie in einem Mercedes-Werk in Russland. Weltweit beschäftigt Daimler rund 300 000 Mitarbeiter.

Arbeiter schweißen an einer Karosserie in einem Mercedes-Werk in Russland. Weltweit beschäftigt Daimler rund 300 000 Mitarbeiter.

Foto: dpa/Pavel Golovkin

Das Sparprogramm beim Autobauer Daimler wird in den kommenden drei Jahren weltweit mehr als 10 000 Arbeitsplätze kosten. Um wie geplant 1,4 Milliarden Euro beim Personal einzusparen, will der Stuttgarter Konzern in der Verwaltung vor allem freiwerdende Stellen nicht nachbesetzen, die Altersteilzeit ausweiten und Mitarbeitern Abfindungen anbieten. Entsprechende Eckpunkte zur „Verschlankung des Unternehmens“, wie Daimler es am Freitag selbst formulierte, haben Konzernführung und Gesamtbetriebsrat ausgehandelt. Details sind noch rar, klar ist aber zumindest: Am Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 wird nicht gerüttelt.

Vorstandschef Ola Källenius hatte die Sparpläne Mitte November schon einmal grob skizziert, als er Investoren in London seine Strategie für die kommenden Jahre erläuterte. Am Freitag war es dann Personalvorstand Wilfried Porth, der verkünden musste, was das 1,4-Milliarden-Ziel konkret für die Arbeitsplätze bedeutet. „Mit den jetzt gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossenen Eckpunkten zur Verschlankung des Unternehmens können wir dieses Ziel bis Ende 2022 erreichen“, sagte Porth und versprach, so sozialverträglich wie möglich vorzugehen.

Laut Porth gehe es ausschließlich um Arbeitsplätze in den sogenannten indirekten Bereichen, also alles abseits der Produktion. Jede zehnte Management-Stelle im Konzern soll gestrichen werden. Auslaufende Verträge von Zeitarbeitern in der Verwaltung will der Konzern nur restriktiv verlängern. Mitarbeiter sollen dazu gebracht werden, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Und schließlich werde man sich auch von einigen „liebgewordenen Dingen aus der Vergangenheit“ trennen müssen, sagte Porth. Als Beispiel nannte er den Anwesenheitsbonus für Mitarbeiter ohne Fehltage.

Mögliche Tarifsteigerungen in der Metall- und Elektroindustrie im kommenden Jahr nicht bei Daimler zu übernehmen, was Källenius zwischenzeitlich angedacht haben soll, ist dagegen laut Betriebsrat vom Tisch. Trotzdem: Die Reaktionen der Arbeitnehmervertreter fielen am Freitag eher sorgenvoll aus. Der Abbau der Kapazitäten dürfe keinesfalls zu einer Leistungsverdichtung führen, hieß es. „Die Transformation zieht neue und zusätzliche Aufgaben für die Beschäftigten nach sich. Gleichzeitig verlangt die Unternehmensleitung nun, dass die Transformation mit weniger Personal gemeistert wird“, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. „Die Belegschaft braucht eine klare und nachvollziehbare Vorwärtsstrategie. Ein Abbau von Kapazitäten darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden“, sagte Brecht.

Aus Sicht des Konzerns ist das Personal – gut 178 000 Leute allein in Deutschland, weltweit sind es rund 300 000 – schon ganz grundsätzlich zu teuer, was die Wettbewerbsfähigkeit schmälert. Zugleich muss Daimler das nötige Geld zusammenbekommen für Investitionen in Zukunftsthemen wie die Elektromobilität oder das autonome Fahren – und das zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Die weltweite Autokonjunktur lahmt, es gab Produktions- und Absatzprobleme, zudem musste der Konzern zuletzt Milliardensummen vor allem für seine Diesel-Altlasten zurücklegen. Auch die Einhaltung der strenger werdenden Vorgaben der EU für den Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) der Neufahrzeuge kostet viel Geld. Gleich zweimal musste Källenius, die Jahresprognose für 2019 nach unten korrigieren. Im zweiten Quartal rutschte Daimler gar in die roten Zahlen.

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