Da staunt Monsieur von Fellenberg

Merzig · Der saarländische Maler Lukas Kramer und die belgische Bildhauerin Anne-Marie Klenes haben wieder eine gemeinsame Rauminstallation entwickelt – dieses Mal für das Museum Schloss Fellenberg in Merzig und zu Ehren des ehemaligen Schlossherrn. Was das Ganze aber mit Wilhelm Tell zu Fellenberg zu tun hat, bleibt ein Geheimnis.

 Moderne Kunst verändert den historischen Raum: Blick in die Installation „Pour Monsieur von Fellenberg“. Foto: Waldow/Museum Fellenberg

Moderne Kunst verändert den historischen Raum: Blick in die Installation „Pour Monsieur von Fellenberg“. Foto: Waldow/Museum Fellenberg

Foto: Waldow/Museum Fellenberg

Wie fände der einstige Hausherr des Schlosses, Wilhelm Tell zu Fellenberg (1798-1880), wohl sein neu gestaltetes Wohnzimmer in seiner (ehemaligen) Merziger Residenz? Das fragt sich der Maler Lukas Kramer, der gemeinsam mit der belgischen Bildhauerin Anne-Marie Klenes den größten, repräsentativen Raum des Merziger Kunst- und Heimatmuseums umgestaltet hat zu einer Installation aus Malerei/Fotografie und Skulpturen.

"Pour Monsieur von Fellenberg" ist das Projekt überschrieben - aber eigentlich hat es nicht viel mit dem großen Mäzen der Stadt an der unteren Saar zu tun. Nun ja, man kann sich natürlich schon fragen, ob Fellenberg die flirrenden Farben der berühmten Kramerschen Lichtwellenstäbe, die in unendlicher Wiederholung horizontal an den Wänden des Raumes wie sich bewegende Lichtbänder "laufen", gefallen hätten. Ein bisschen wirkt die Wandgestaltung wie eine psychedelische Tapete aus den 60er Jahren. Während man den Eindruck hat, an der Wand bewegt sich was, hält die schachtelartige Stecksystem-Konstruktion aus grauen Schieferplatten, die Anne Klenes um die Säule in der Mitte gebaut hat, die Stellung im Raum. Sie erdet, was Kramer in Bewegung setzt. Wie Kramers wunderbare Lichtwellenstäbe mit ihren ineinanderfließenden leuchtenden Farben, an denen man sich nicht satt sehen kann, wirken Klenes' kunstvoll gekerbte und wie ein Karton zusammengesteckte Steinplatten unerwartet leicht. Man möchte das Kunstwerk unbedingt anfassen. So gesehen funktioniert hier das Zusammenspiel von Skulptur und Malerei.

Und die grenzüberschreitende künstlerische Zusammenarbeit, wie Kramer betont, denn die beiden so unterschiedlich arbeitenden Künstler lernten sich im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2007 kennen. Seitdem haben sie immer wieder gemeinsame Installationen verwirklicht (zuletzt im belgischen Liège, zuvor in St. Wendel).

Allerdings ist jetzt wohl ein bisschen die Luft raus aus diesem Konzept, denn anders als in St. Wendel, wo Kramer für eine ähnliche Installation im Mia-Münster-Haus noch rund 700 bemalte Lichtwellenstäbe einzeln auf die Wände klebte, hat er es sich hier vergleichsweise leicht gemacht: Die Stäbe wurden rund 200 Mal abfotografiert und dann als 60 Mal 80 große Fotopapiere an die Wände gepinnt. Nicht nur die einzigartige Farbintensität leidet durch die Reproduktion. Schlimmer noch: Das Papier wellt sich an einigen Stellen, das unschöne Scheinwerferlicht spiegelt sich. Dadurch wirkt die Installation ein wenig improvisiert.

Na gut, Monsieur von Fellenberg, dessen roter Plüschsessel zwar auf dem Katalog-Cover, nicht aber in der Schau eine Rolle spielt, hätte trotzdem gestaunt. Zeitgenössische Betrachter reißt das Ganze allerdings nicht vom Hocker.

Zu sehen bis 19. Juni. Geöffnet: Di bis So und feiertags von 14 bis 17 Uhr.

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