Chinesen werden größter Eigner der Deutschen Bank

Frankfurt/New York · Erst Anfang des Jahres ist der chinesische Konzern HNA bei der Deutschen Bank eingestiegen. Jetzt wird der Konzern aus Fernost zum größten Aktionär des Geldhauses.

(dpa) Der umtriebige chinesische Konzern HNA steigt zum größten Anteilseigner der Deutschen Bank auf. Der Anteil liegt nun bei 9,9 Prozent, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorgeht, die die Bank gestern veröffentlichte. Damit ist die HNA-Gruppe, die auch den Hunsrück-Flughafen Hahn kauft, an der Herrscherfamilie von Katar vorbeigezogen. Diese hält nach letztem Stand - über Holding-Firmen auf den britischen Jungferninseln und den Cayman-Islands - knapp über sechs Prozent an der Bank. Drittgrößter Aktionär ist der Vermögensverwalter Blackrock mit zuletzt veröffentlichten knapp sechs Prozent der Anteile.

Die chinesische HNA war erst Anfang des Jahres bei der Deutschen Bank eingestiegen und hatte erklärt, das Management als Anker-Aktionär unterstützen zu wollen. Bankchef John Cryan baut das von Rechtsstreitigkeiten mitgenommene Traditionshaus gerade um und hat dafür eine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung durchgezogen. Dabei stockten die Chinesen ihre Anteile im März bereits von 3,04 auf 4,76 Prozent auf. Die Beteiligung läuft über den Wiener Vermögensverwalter C-Quadrat.

Die Chinesen hatten beim Einstieg bereits angedeutet, ihren Anteil weiter aufzustocken - allerdings solle er unter zehn Prozent bleiben, hieß es damals. Mit Alexander Schütz, dem Gründer und Vorstand von C-Quadrat, soll auch ein Vertreter der Investoren in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank einziehen.

Die HNA Group ist unter anderem in der Luftfahrt, im Tourismus und im Immobiliengeschäft aktiv. Neben dem Hahn-Kauf beteiligte sich der Mischkonzern zuletzt etwa am Schweizer Duty-Free-Konzern Dufry.

Die Deutsche Bank hatte den Einstieg der Chinesen begrüßt, äußerte sich gestern aber zunächst nicht zu der Anteilsaufstockung. Auch ein Sprecher von C-Quadrat lehnte einen Kommentar ab.

Der Einstieg der Chinesen kommt in einer Zeit, in der die Deutsche Bank verlorenes Vertrauen am Kapitalmarkt wiedergewinnen muss. Teure Rechtsstreitigkeiten und hohe Strafzahlungen nagen an der Kapitaldecke, die Bank schrieb zwei Jahre in Folge Milliardenverluste. Die Probleme ließen den Aktienkurs im Herbst vergangenen Jahres auf ein Rekordtief fallen. Für die Hauptversammlung am 18. Mai hat eine Aktionärin eine Sonderprüfung im Zusammenhang mit einer Millionen-Strafe der britischen Finanzaufsicht FCA beantragt. Als Sonderprüfer wurde unter anderem der Saarbrücker Wirtschaftsprüfer Dieter Bruckhaus benannt.

Ein Händler wertete die jetzige Anteilserhöhung positiv. Sie könnte den Anlegern Vertrauen geben, dass der Finanzkonzern das Schlimmste hinter sich habe. Gestern lag die Aktie zwar leicht im Minus, seit dem Rekordtief im Herbst hat sich der Wert der Papiere aber beinahe verdoppelt.

Der jüngste Anteilskauf schlug bei den Chinesen mit knapp 1,8 Milliarden Euro zu Buche, wie aus einer bereits in der Nacht bei der US-Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Dort war von einem Anteil von 9,92 Prozent die Rede, den HNA hält. Insgesamt ist der gesamte Anteil der Chinesen an der Börse aktuell gut 3,4 Milliarden Euro wert.

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