„Beim Milchpreis ist die Talsohle erreicht“

Maria Laach/Thalfang · Die weltweit um ein Viertel gesunkenen Milchpreise hinterlassen ihre Spuren bei der Molkerei-Gruppe Hochwald Foods aus Thalfang. Umsatz und Überschuss sind gesunken. Dennoch wird weiter investiert.

 Die Verarbeitung von Milch läuft inzwischen industrialisiert ab. Foto: Hochwald Foods

Die Verarbeitung von Milch läuft inzwischen industrialisiert ab. Foto: Hochwald Foods

Foto: Hochwald Foods

Die Milchpreise , die im vergangenen Jahr weltweit um 25 Prozent abgeschmiert sind, "haben die Talsohle erreicht". Diese Ansicht vertrat Hans-Jürgen Sehn, Aufsichtsratsvorsitzender der Molkerei-Gruppe Hochwald Foods (Thalfang), anlässlich der Bilanzpressekonferenz in Maria Laach. Vor allem der Export in den Nahen Osten und nach Fernost ziehe an. So kämen vermehrt Anfragen aus Kasachstan, und auch in China sei eine Marktbelebung festzustellen. Schmerzhaft sei allerdings, dass der Zugang zum russischen Markt wegen der gegenseitigen Sanktionen verschlossen bleibt.

Im Jahr 2015 erhielten die Landwirte bei Hochwald Foods, wohin auch mehr als 180 Bauern aus dem Saarland ihre Milch liefern, 30,80 Cent je Kilogramm (bei vier Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß). "Damit lag unser Preis 1,5 Cent über dem Bundesdurchschnitt", sagte Sehn. 2014 wurden den Bauern allerdings noch 38,74 Cent je Kilo Milch ausgezahlt.

Auch in diesem Jahr soll "ein überdurchschnittlicher Milchpreis gezahlt werden. - allerdings auf niedrigerem Niveau als 2015", wird Finanzgeschäftsführer Detlef Latka in einer Mitteilung zitiert. Er und der Vorsitzende der Geschäftsführung von Hochwald Food, Karl Eismann, nahmen aus Termingründen an dem Journalistengespräch nicht teil.

Dennoch ist das Milch-Angebot aus den Betrieben nach wie vor hoch. Seit Anfang 2016 haben die etwa 5000 Lieferanten im Vergleich zum Vorjahr rund acht Prozent mehr Milch angeliefert, heißt es in dem Juni-Informationsblatt an die Mitglieder der Genossenschaft Hochwald Milch . Sie ist Eigentümerin von Hochwald Foods. Dort werden die Milcherzeuger gebeten, "die Anlieferungsmenge - wenn möglich - zu drosseln". Dennoch sollen in den nächsten Monaten die Preise konstant gehalten werden.

Die gesunkenen Milchpreise schlagen sich auch in den Geschäftszahlen von Hochwald Foods nieder. So ging der Umsatz von 1,59 auf 1,44 Milliarden Euro zurück. Davon wurden rund 656 Millionen Euro im Export erwirtschaftet (Vorjahr 675 Millionen Euro ). Die Bauern lieferten im Gesamtjahr 2,28 Milliarden Kilogramm Milch - ähnlich viel wie ein Jahr zuvor. Die Zahl der Lieferanten ging jedoch um 200 zurück. Da die Kosten im Wesentlichen gleich blieben, sank der Überschuss von 4,60 auf 3,96 Millionen Euro . Um gegenzuhalten, wurde ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von zehn Millionen Euro aufgelegt. Eine Maßnahme aus diesem Programm ist Sehn zufolge ein Einstellungsstopp. Derzeit beschäftigt das Unternehmen mehr als 1900 Mitarbeiter.

Dennoch hat der Konzern im vergangenen Jahr rund 91 Millionen Euro investiert. Größtes Projekt war eine Produktionsanlage für entmineralisiertes Molkenpulver in Hünfeld. Mit dieser Investition soll das Geschäftsfeld Baby- und Kindernahrung erschlossen werden, bei dem sich Hochwald Foods eine höhere Marge verspricht. Das Unternehmen ist hinter der DMK Deutsches Milchkontor (Bremen) inzwischen Deutschlands zweitgrößte Molkereigruppe auf Genossenschaftsbasis.

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