„Bei Trump sehe ich schwarz“

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger befürchtet einen enormen Schaden für Deutschland, sollte der neue US-Präsident Donald Trump seine protektionistischen Ankündigungen wahr machen. Das sagte Bofinger im Gespräch mit SZ-Korrespondent Stefan Vetter.

Die meisten deutschen Politiker und Ökonomen sehen bei Trump eher schwarz. Sie auch?

Bofinger: Grundsätzlich sehe ich auch schwarz. Wobei man unterscheiden muss zwischen den kurzfristigen und den längerfristigen wirtschaftlichen Effekten. Kurzfristig kann der neue US-Präsident sowohl der amerikanischen als auch der Weltwirtschaft Impulse geben. Schließlich hat er große Ausgabenprogramme angekündigt. Deshalb haben internationale Organisationen auch ihre Wachstumsprognosen angehoben.

Also muss sich Deutschland gar nicht so sehr sorgen?

Bofinger: Für Deutschland könnte der positive Effekt darin bestehen, dass höhere staatliche Ausgaben in den USA die Zinsen treiben. Das stärkt den Dollar und schwächt umgekehrt den Euro, was für die deutschen Exporte vorteilhaft ist.

Und längerfristig?

Bofinger: Mit Trumps Amtsantritt verbindet sich eine riesengroße Unsicherheit für die Weltwirtschaft . Das Grundproblem ist, dass niemand weiß, ob Trump das, was er sagt, auch wirklich umsetzt. Das ist Gift für Investoren, natürlich auch für deutsche.

Trump hat auch deutschen Firmen wie BMW mit Strafzöllen gedroht, um sie zur Produktion in den USA zu zwingen. Was würde das bedeuten?

Bofinger: Wenn jeder Staat nach Gutsherrenart einem anderen Staat Handelszölle auferlegt, dann führt das unweigerlich zu Handelskriegen, die nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte Weltwirtschaft fatal wären. Die USA sind zwar in der Welthandelsorganisation WTO und damit auch in internationale handelspolitische Verträge eingebunden. Aber wenn ein großer Akteur wie die USA dieses Regelwerk aufkündigt, dann werden die anderen das auch tun.

Was hieße das für Deutschland?

Bofinger: Protektionismus und Zollbarrieren sind genau das Gegenteil von dem, was Deutschland in den letzten Jahrzehnten starkgemacht hat. Es hat enorm auf die Globalisierung gesetzt und davon ganz erheblich profitiert. Der Anteil der Exporte an der deutschen Wirtschaftsleistung hat sich seit 1991 um fast auf die Hälfte verdoppelt. Das ist weit mehr als in den USA, Großbritannien oder Frankreich. Entsprechend würde es Deutschland auch am meisten schaden, sollte die globale Wirtschaft wieder zur Kleinstaaterei zurückkehren.

Ein US-Präsident ist maximal acht Jahre im Amt. Lässt sich die Globalisierung in einer solchen Zeitspanne wirklich fundamental zurückdrehen?

Bofinger: Möglich ist das schon. Allerdings gibt es bereits enorme globale Wertschöpfungsketten. Ein iPhone besteht weit überwiegend aus Komponenten, die gar nicht in den USA hergestellt sind. Ohne internationale Zulieferer läuft da nichts. Und natürlich leben Apple , Facebook oder Google davon, dass sie weltweit ungehindert aktiv sein können. Diese US-amerikanischen Flaggschiffe würden erheblich leiden, wenn die Grenzen nicht nur für den Handel, sondern auch für digitale Dienstleistungen dichtgemacht würden. Das wird auch Donald Trump zur Kenntnis nehmen müssen.

Das ausführliche Interview lesen Sie auf www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

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