Neuer Werkleiter Stabwechsel bei Michelin in Homburg

Homburg · Vier Jahre hat Cyrille Beau das Michelin-Werk im Saarland geleitet. Nun übergibt er an Bernd Lanius, einen langjährigen Weggefährten.

 Cyrille Beau (l.) übergibt diese Woche die Leitung des Michelin-Werks Homburg an Bernd Lanius.

Cyrille Beau (l.) übergibt diese Woche die Leitung des Michelin-Werks Homburg an Bernd Lanius.

Foto: Oliver Dietze

Cyrille Beau, der scheidende Leiter des Michelin-Werks in Homburg, steht vor einer vielversprechenden Zukunft. In wenigen Tagen wird er in das Europa-Management des Konzerns wechseln, wird neben der Verantwortung für die deutschen Werke auch strategische Aufgaben für die Länder Nordeuropas übernehmen. Und doch merkt man, dass dem Franzosen, der vier Jahre lang die Entwicklung in Homburg bestimmt hat, der Abschied vom Saarland nicht leicht fällt. „Es ist schwer für mich, die Menschen hier zu verlassen“, sagt Beau. „Die Gastfreundschaft der Saarländer ist etwas ganz Besonderes.“

Als etwas Besonderes bezeichnet er speziell die Belegschaft im Homburger Werk. Dieses Team aus Saarländern, Franzosen und Pfälzern habe es erst ermöglicht, durch ihr außergewöhnliches Engagement die vielen Projekte zum Erfolg zu bringen, die in Beaus Amtszeit realisiert wurden. Die Modernisierung der Reifenrunderneuerung im Jahr 2016 zählt ebenso dazu wie das neue Logistik-Zentrum, das 2015 an den Start gegangen ist. Oder die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, die 2017 umgesetzt wurden und zuletzt die mit Robotern-unterstützte Wulstkernfertigung, die erst vor wenigen Wochen in Betrieb genommen wurde. „Den Erfolg der vergangenen Jahre habe ich auch zum großen Teil dem Einsatz der Mannschaft zu verdanken.“

Das Werk mag sich zuletzt gut entwickelt haben, für Beaus Nachfolger Bernd Lanius bleibt der Druck aber weiter hoch, die Effizienz noch zu erhöhen. „Die Konkurrenz vor allem asiatischer Hersteller bleibt hart, insofern können wir nicht aufhören, immer besser zu werden“, sagt der neue Werkleiter. Er will seinen Schwerpunkt erst einmal auf die Digitalisierung setzen, mit der er sich auch in seiner bisherigen Führungsposition im Werk Karlsruhe beschäftigt hat. Dabei geht es einmal um das Thema „Predictive Maintenance“, ein Fachbegriff dafür, dass Sensoren frühzeitig erkennen, wann bestimmte Teile der Maschine gewartet oder getauscht werden müssen. Oder die Einführung automatisch gesteuerter Transportfahrzeuge in der Fabrik.

Beau und Lanius verbindet eine lange, gemeinsame Vergangenheit. Viele Jahre haben sie gemeinsam im Werk Bad Kreuznach gearbeitet, sagen sie. Seit 32 Jahren ist Lanius bei Michelin, 28 Jahre davon in Bad Kreuznach. „Wir sind vor vier Jahren gemeinsam von Bad Kreuznach in neue Positionen gewechselt“, sagt Lanius. Er wurde Werkleiter in Karlsruhe, Beau in Homburg. „Wir kennen uns daher sehr gut“, sagt Beau. Und beide verbinde eine gemeinsame Philosophie, was die Mitarbeiterführung angeht. Die lautet, dass es in innovativen Unternehmen wichtig ist, den Mitarbeitern viel Verantwortung zu übergeben. „Wenn ich Menschen Freiräume gebe, ist der Wille, Fortschritte zu bringen, größer. Sie sind die Spezialisten, die die Abläufe vor Ort am besten kennen“, sagt Beau. Dass dadurch auch Fehler entstehen, sei normal. „Aber wichtig ist, dass kein Fehler wiederholt wird“, sagt Lanius. Auch darin seien sie sich einig.

Im direkten Vergleich empfindet sich der Pfälzer Lanius als „mehr deutsch als Cyrille“. Der setze, um Ziele zu erreichen, vielleicht noch stärker auf den Dialog. „Ich bin dann auch mal sehr geradeaus“, sagt Lanius. Umgekehrt liege ihm aber auch viel an dem direkten Kontakt zu den Mitarbeitern. Schon in Karlsruhe habe er eingeführt, einmal pro Woche in der Produktion zu sein, um am Arbeitsplatz die Stimmung der Werker einzufangen. Das habe er auch hier jetzt vor.

Dass nun schon mehrere Werkleiter aus Homburg ins Europa-Management gerufen werden – auch sein Vor-Vorgänger Jürgen John ist jetzt auf Europa-Ebene tätig – sieht er eher als Zufall denn als Automatismus. Es sei aber schon so, dass Homburg mit mehreren unterschiedlichen Bereichen ein besonders komplexes Werk sei. Und es werde schon gesehen, wenn man sich in diesem Werk bewähre. „Michelin ist ein Unternehmen, das Menschen in höhere Positionen bringt, wenn sie etwas geleistet haben.“

Der scheidende Werkchef stellt auch der Saar-Politik gute Noten aus. Die „kurzen Wege“ gebe es hierzulande tatsächlich, sagt Beau. „Und die Landesregierung hatte immer ein offenes Ohr für uns.“ Gut sei auch die Frankreich-Strategie, an der Michelin unter anderem mit der grenzüberschreitenden Ausbildung beteiligt ist. „Das ist ein großartiges Projekt für die Wirtschaft, aber auch für die Völkerverständigung“, sagt er.

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