Bayer will Monsanto kaufen

Leverkusen · Der Dax-Riese Bayer will den Saatguthersteller Monsanto übernehmen. Umweltschützer schreien auf: Der Glyphosat-Hersteller und Gentechnik-Konzern ist eines der umstrittensten Unternehmen der Welt.

 Bayer und Monsanto stellen beide Saatgut und Unkrautvernichter her. Foto: dpa

Bayer und Monsanto stellen beide Saatgut und Unkrautvernichter her. Foto: dpa

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Gentechnik, Druck auf Landwirte und immer wieder Streit um Patente - wohl kaum ein globales Unternehmen ist so umstritten wie der US-Saatguthersteller Monsanto . Für die einen ist dessen gentechnisch verändertes Getreide die Lösung für den Hunger in der Welt. Kritiker warnen vor der Abhängigkeit von einem allmächtigen Multi - und verweisen zudem auf das umstrittene Monsanto-Pestizid Glyphosat, das im Verdacht steht, Krebs zu erregen.

"Monsanto ist der Konzern, der für das personifizierte Übel der industrialisierten Landwirtschafts-, Agrar- und Chemieindustrie steht", meint Dirk Zimmermann, Agrarexperte bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace . Und genau dieses Unternehmen will sich der deutsche Pharma- und Chemieriese Bayer nun ins Haus holen. Es wäre der aufsehenerregende Höhepunkt einer riesigen Fusionswelle.

Aus unternehmerischer Sicht klingt der Zusammenschluss sinnvoll, wie Analyst Jacob Thrane von der Baader Bank in einer Einschätzung schreibt. Denn die beiden Großkonzerne ergänzen sich. So ist Monsanto in Amerika hervorragend vertreten, Bayer deckt Asien und Europa ab. Monsanto ist stark bei Saatgut , Bayer bei Pestiziden. Die Nachricht von der angepeilten Übernahme kommt allerdings zu einem schlechten Zeitpunkt. Seit Tagen wird wieder intensiv über den Wirkstoff Glyphosat diskutiert, den Monsanto in seinem Unkrautvernichter "Roundup" nutzt. Bisher können sich die EU-Staaten nicht einigen, ob die in Europa auslaufende Zulassung verlängert wird. Dass Glyphosat gesundheitsschädlich sei, dementiert Monsanto mit Nachdruck - und verweist auf eine Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO, die "ein weiterer Beweis dafür ist, dass dieses wichtige Herbizid keinen Krebs auslöst".

Der mögliche Milliardendeal wirft ein Schlaglicht auf den Gebrauch von Gentechnik in der Landwirtschaft. "Monsanto steht für das Problem gentechnisch veränderter Sorten wie kein anderer Konzern", betont Greenpeace-Experte Zimmermann. Als führender Agrarmulti ist Monsanto ohnehin ein Lieblingsfeind aller Gentechnik-Gegner. Hinzu kommen unzählige juristische Scharmützel. Denn die Verträge, die das Unternehmen mit Landwirten abschließt, haben es in sich: So darf ein Bauer die patentrechtlich geschützten Pflanzensorten nicht einfach nachzüchten und wieder aussähen. Er muss stets neues Saatgut von Monsanto kaufen. Dazu sind die Pflanzen unempfindlich gegen die Unkrautvernichter, die Monsanto gleich mit anbietet.

Das Geschäft ist einträglich: 2015 verdiente der Konzern unter dem Strich umgerechnet 2,05 Milliarden Euro. An der Börse ist Monsanto rund 42 Milliarden Dollar wert. Der Kaufpreis dürfte aber erfahrungsgemäß deutlich darüber liegen. Experten rechnen mit über 50 Milliarden Dollar.

Meinung:

Risikofaktor Glyphosat

Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläger

Bayer pokert mit seinem Gebot für Monsanto auch auf eine Wiederzulassung des Herbizids Glyphosat. Das Risiko, dass die EU das Mittel tatsächlich vom Markt nimmt, scheint dabei überschaubar. Denn bisher kommen die Studien, die die Krebsgefahr des Unkrautvernichters untersuchen, zu uneinheitlichen Ergebnissen. Für ein Verbot in der EU müssten diese eindeutiger sein.

Ob Bayer sich allerdings mit der Übernahme von Monsanto einen Gefallen tut, darf bezweifelt werden. Das schlechte Image der Amerikaner könnte auch auf die Mutter abfärben.

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