Schnellere Abfertigung an Flughäfen wird erprobt Schnellere Kontrolle am Flughafen

Frankfurt · Ein simpler Kniff mit schnelleren Wegen könnte die Abfertigung beschleunigen. Das ergaben Tests in Hamburg und Frankfurt.

 Mithilfe neuer Technik sollen künftig mehr Passagiere innerhalb kürzerer Zeit kontrolliert werden können.

Mithilfe neuer Technik sollen künftig mehr Passagiere innerhalb kürzerer Zeit kontrolliert werden können.

Foto: dpa/Boris Roessler

Die Kontrolle des Handgepäcks und des eigenen Körpers empfinden die meisten Passagiere als notwendigen, aber lästigen Teil ihrer Flugreise. Besonders nervenaufreibend wird die Prozedur, wenn sich an den Schaltern lange Warteschlangen bilden und der Abflugtermin immer näher rückt. 2018 haben zu Stoßzeiten tausende Passagiere nicht nur in Frankfurt ihre Flüge verpasst, weil Kontrollen ihren Teil dazu beigetragen haben. Doch Tests in Hamburg und Frankfurt versprechen nun Besserung.

Der Kniff scheint simpel, denn es geht nur um die Möglichkeit, in der Kontrolllinie überholen zu dürfen. Schon am Eingang der neuen Konfiguration können drei Passagiere gleichzeitig Handgepäck sortieren, Flüssigkeiten und Computer rausnehmen und auflegen, So muss der erfahrene Vielflieger nicht mehr warten, bis der Flugneuling endlich den letzten Deostift gefunden und in die Klarsicht-Tüte gepackt hat. Auch im weiteren Verlauf haben die Kontrolleure die Möglichkeit, einzelne Gepäckstücke und Passagiere rauszuholen, ohne den ganzen Laden aufzuhalten.

Die Bundespolizei stand 2018 in der Kritik von Flughäfen und Airlines mit der Lufthansa an der Spitze. Die deutschen Kontrollen seien zu teuer und im internationalen Vergleich nicht effektiv genug, schimpfte der Frankfurter Flughafenchef Stefan Schulte. Die großen Flughäfen wollen den Einsatz der privaten Sicherheitskräfte an den Bändern künftig selbst steuern und die Anlagen selbst planen. Die Bundespolizei solle nur noch die Fachaufsicht führen. Dafür müsste aber das Luftsicherheitsgesetz geändert werden.

Die Bundespolizei will nun beweisen, dass sie es auch besser kann. Die beiden neuen Kontrollspuren seien deutlich effizienter als die bisherigen, berichtete gestern die Frankfurter Direktion. Dem Vernehmen nach geht es in den neuen Spuren mindestens doppelt so schnell. Allerdings benötigen die neuen Anlagen mehr Platz: In einem zum Sommer geplanten Anbau am Frankfurter Terminal 1 sollen statt zehn herkömmlicher Linien für zehn Millionen Euro sieben neue Reihen eingebaut werden. Die Stundenleistung könnte von 800 auf 1500 Passagiere steigen. Dies würde besonders die Abläufe am Flugsteig A beschleunigen, der vor allem von Lufthansa genutzt wird.

Technisch ist noch mehr möglich. Die an deutschen Flughäfen eingesetzten Röntgengeräte kommen alle aus einer Industriehalle in Wiesbaden. 600 Menschen entwickeln, bauen und vertreiben hier für den britischen Mischkonzern Smiths jährlich 4000 hochempfindliche Scanner für militärische und zivile Anwendungen. Die Exportrate liegt bei über 80 Prozent. Nach Angaben von Entwicklungschef Rainer Henkel könnten die Scanner am Airport einen wesentlich höheren Durchsatz pro Stunde schaffen. „Der Flaschenhals entsteht nicht am Gerät, sondern davor und dahinter.“

Einen weiteren Komfortsprung könnte die neue Generation der Smiths-Scanner bringen, verspricht Henkel. Erstmals wird die aus der Medizin bekannte Technik der Computer-Tomografie für Handgepäck angewendet. Statt vier Aufsichtsbildern entstehen ohne Tempoverlust bis zu 800 Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Bildschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung der Gegenstände ermöglicht. Laptops und Flüssigkeiten könnten im Handgepäck bleiben, denn mit nur einem Mausklick kann der Operator sie am Bildschirm ausblenden. Bisher wurden sie aussortiert, um das Röntgenbild zu vereinfachen.

Die CT-Technik wird beim Aufgabegepäck seit 2012 verwendet, die neuen, in Europa bereits zugelassenen Handgepäck-Scanner werden in den USA, in Australien und in Amsterdam erprobt. Bleiben Flüssigkeiten, Laptops und anderes technisches Gerät künftig im Koffer, wäre das für die Passagiere komfortabler. Und würde zudem die zur Kontrolle benötigte Zahl der Gepäckwannen verringern. Ob die neuen Geräte an deutschen Flughäfen eingesetzt werden, hängt vom Bundesbeschaffungsamt ab.

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