Baustellen in Sicht Deutsche Bahn investiert 12,2 Milliarden

Berlin · Der bundeseigene Konzern plant, sein Gleisnetz zu erneuern. Reisende müssen mit einer Menge neuer Baustellen rechnen.

 Reisende müssen sich auf weitere Baustellen wie hier an einer Eisenbahnüberführung in Hamburg einstellen. Die Deutsche Bahn will allein 160 Brücken auf Vordermann bringen.

Reisende müssen sich auf weitere Baustellen wie hier an einer Eisenbahnüberführung in Hamburg einstellen. Die Deutsche Bahn will allein 160 Brücken auf Vordermann bringen.

Foto: dpa/Georg Wendt

Kunden der Deutschen Bahn müssen sich wieder auf zahlreiche Bauarbeiten einstellen. Insgesamt will der bundeseigene Konzern rund 1800 Kilometer Gleise erneuern sowie 160 Brücken modernisieren. Dafür will die Deutsche Bahn im laufenden Jahr rund 12,2 Milliarden Euro ausgeben. Das wären rund 1,5 Milliarden Euro mehr als 2019 und die bislang größte Summe, die bei der Bahn jemals für Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung gestanden habe, teilte Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla am Mittwoch mit.

In Rheinland-Pfalz und im Saarland stehen dem Konzern zufolge rund 400 Millionen Euro zur Verfügung. Zu den geplanten Projekten gehöre unter anderem die Modernisierung der Strecke Paris - Ostfrankreich - Südwestdeutschland. Auf deutscher Seite betreffe das den Abschnitt zwischen Saarbrücken und Ludwigshafen. Nördlich von Trier werde der Kuckuckslay-Tunnel ein neue Innenschale aus Stahlbeton bekommen.

Eines der größten Bauprojekte wird die geplante Erneuerung der Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart. Rund 190 Kilometer Gleise sollen erneuert, der Schotter ausgetauscht, Weichen und Oberleitungen saniert werden. Ab 10. April müssen die täglich 66 000 Reisenden auf der Strecke 45 Minuten mehr einkalkulieren. Bis Ende Oktober wird die Schnellbahntrasse wegen einer Generalüberholung komplett gesperrt. „Nur auf dieser Baustelle verbauen wir 183 Millionen Euro“, sagte Pofalla.

Der größte Teil der 12,2 Milliarden, rund 5,4 Milliarden Euro, stammt aus der aktuellen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV), die die Bahn im vergangenen Jahr mit dem Bund geschlossen hat, um die bestehende Infrastruktur zu erneuern. 2,2 weitere Milliarden Euro kommen aus dem Bundeshaushalt. Sie sollen für den Aus- und Neubau eingesetzt werden.

Die Infrastruktur der Bahn gilt als marode, jahrelang wurde zu wenig investiert. Das soll sich ändern. „Mit den Rekordinvestitionen werden wir bis 2030 das gesamte Netz modernisieren und durchsanieren und damit den Rückstau abbauen“, sagte Pofalla. Dafür stehen ihm allein aus der LuFV für die kommenden zehn Jahre mehr als 86 Milliarden Euro zur Verfügung.

Nicht alle halten das für ausreichend. „Das wäre schön, wenn das gelänge“, sagte etwa der Sprecher der Eisenbahn-Gewerkschaft EVG, Uwe Reitz, zu den Ankündigungen des Bahn-Vorstands. „Aber dafür braucht man Menschen und man braucht die Bauindustrie.“ Es fehle an Planern, Ingenieuren und anderem Personal. „Insofern sind wir da sehr zurückhaltend.“

Klar ist: Um Pofallas Ziele umzusetzen, muss viel gebaut werden. Für Pendler und Reisende bedeutet das in der Regel längere Reisezeiten und vollere Züge. Auch daran will die Bahn arbeiten. „Wir haben die baubedingten Störungen für den Fernverkehr in den letzten Jahren um 54 Prozent reduziert“, sagte Pofalla.

Viele dieser Projekte würden aber inzwischen in Baukorridore überführt, hieß es. Dabei werden Bauvorhaben entlang eines Abschnitts, die zuvor einzeln geplant wurden, nun gemeinsam koordiniert und umgesetzt. Über langfristige Verträgen mit der Bauwirtschaft soll diese zudem mehr Planungssicherheit erhalten.

Der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn ist dabei allerdings skeptisch. „Weiterhin ist es so, dass wir viel zu lange Planungszeiten haben“, sagte er. Zudem kritisierte er, dass die Bahn größere Bauprojekte zu spät ankündige und den Kunden nicht genug Zeit bleibe, sich darauf einzustellen.

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