Azubi-Serie/Leonora Berisha wird Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk Ganz nah an süßen Geheimnissen

Saarbrücken · Leonora Berisha lernt den Beruf Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk mit Schwerpunkt Konditorei.

Ein Raum mit vielen Tischen und Stühlen, ein Prüfer – und genau ein Prüfling. Was für viele unvorstellbar ist, musste Leonora Berisha vor Kurzem am eigenen Leib erfahren. Sie ist angehende Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk Schwerpunkt Konditorei, wird im Café Schubert ausgebildet und saß bei ihrer Zwischenprüfung tatsächlich alleine im Saal. „Das war schon ein verdammt komisches Gefühl, aber ich bin in meinem Lehrjahr nun mal die einzige Auszubildende mit diesem Schwerpunkt“, sagt die junge Frau. Doch das macht ihr gar nichts aus – im Gegenteil. Ihr ist die Freude an ihrer Arbeit bei jedem Satz anzusehen.

Seit September 2015 lernt die 17-Jährige im Café Schubert und hat sich damit einen Traum erfüllt. „Ich wollte schon immer Verkäuferin werden. Ich mag den direkten Kontakt zu Menschen. Hier passt alles. Die Kolleginnen sind nett und die Ausbildung hier ist sehr vielfältig“, sagt die Völklingerin.

Neben dem Verkauf von Petit Fours, Pralinen, Kuchen, Torten und sogar frischem Eis lernt sie beispielsweise, wie Geschenkpakete richtig verpackt werden und Kuchenstücke eingeschweißt werden. In der Backstube in den Räumen über der Filiale in der Saarbrücker Sulzbachstraße darf Berisha immer wieder über die Schultern der Konditoren schauen. Dort kann sich die passionierte Hobby-Bäckerin nicht nur Tipps für zu Hause und den Backunterricht in der Schule holen, sondern erfährt auch einiges über die Produkte, die sie den Kunden verkauft. Welche Inhaltsstoffe sind in den Waren enthalten? Welches Brot ist für welchen Allergiker geeignet? Schließlich haben die Kunden immer wieder spezielle Wünsche.

„Ich versuche jedem zu helfen und bleibe bei jedem freundlich und gebe mein Bestes. Manche machen Komplimente, aber es gibt auch einige die herumpöbeln, wenn ihnen etwas nicht passt“, sagt sie. Trotz dieser negativen Erfahrungen fühlt sich die junge Frau in ihrem Job pudelwohl. Das Café fühle sich „an wie ein Zuhause“. Das ist ihr auch besonders wichtig, denn sie hat ein klares Motto: „Man verbringt sein halbes Leben auf der Arbeit. Wenn die keinen Spaß macht, macht man etwas falsch!“

Ihre Begeisterung und Hingabe könnte ein Grund gewesen sein, weshalb sie den Job bekommen hat. Denn sie hat sich gegen Mitbewerber durchgesetzt, obwohl sie „nur“ einen Hauptschulabschluss hat. Mit ihren Noten hätte sie die Schule zwar fortsetzen können, aber sie wollte lieber arbeiten. Also bewarb sie sich, wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und überzeugte. „Damit ich sehe, ob mir die Arbeit wirklich gefällt, sollte ich einen Tag Probearbeiten“, sagt Berisha. „Danach war ich mir sicher, dass ich die richtige Ausbildung gefunden habe.“ Schließt sie diese erfolgreich ab, erreicht sie auf diesem Weg den Mittleren Bildungsabschluss.

Für Carmen Kreutzer, stellvertretende Schulleiterin am Technisch-Gewerblichen-Berufsbildungszentrum II, ist das eine gute Alternative zum klassischen Schulweg. „Auch mit einem soliden Hauptschulabschluss kann man einen Ausbildungsplatz bekommen. Und die Ausbildung kann je nach Noten zum Mittleren Bildungsabschluss führen“, sagt sie. Der Schnitt auf dem Berufsschulzeugnis darf nicht schlechter als 3,0 sein. Zusätzlich muss der Azubi fünf Jahre Sprachunterricht gehabt haben und ein ausreichend erreichen. Den Mittleren Bildungsabschluss kann man sich noch nachträglich ins Berufsschulzeugnis eintragen lassen. Damit ist sogar ein Einstieg in die zwölfte Klasse der Fachoberschule und nach einem Jahr die Teilnahme an den Prüfungen zum Fachabitur möglich. Ob das auch für Berisha infrage kommt, weiß sie noch nicht. Sollte sie sich für diesen Weg entscheiden, würde sie nicht mehr alleine im Prüfungssaal sitzen.

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