Auf der dunklen Seite

Saarbrücken · Bei vielen Bands gibt es frühe Großtaten, an denen sie sich stets messen lassen müssen. "Das beste Album seit. . .", heißt es dann gern. Im Falle der Britpop-Überlebenden Suede sind diese Referenzen die ersten beiden Alben Mitte der 90er Jahre: das starke, selbstbetitelte Debüt, mehr aber noch der Nachfolger "Dog Man Star".

Dunkel, dramatisch war dieses Popmeisterwerk, mit eleganten Streichern, orchestralem Pomp und genialem Gitarrenspiel von Bernard Butler, der sich danach aber verabschiedete.

Das neue, mittlerweile siebte Werk "Night Thoughts" bleibt nah am früh etablierten Suede-Sound, mit David Bowie als offensichtlichem Vorbild, mit Pathos-Glamrock und der Stimme von Frontmann Brett Anderson, der Melodram und Verzweiflung so schön, so kitschfrei, so emotional hervorbringen kann wie kaum ein anderer.

Auch auf "Night Thoughts" lassen sich Suede mit großer Geste, hallenden Gitarrenwänden und Orchester vor allem auf den dunkleren Seiten des Gefühlsspektrums treiben. Die Themen schöpft Anderson (48) aus seinem neuen Leben nach der Drogensucht, aus der Vaterschaft und den daraus rührenden, diffusen Ängsten vor Verlust und Tod. "Night Thoughts" will dabei nicht als Fundus einzelner Song dienen, sondern komplett am Stück gehört werden - als Album eben, zu dem Regisseur Roger Sargent auch in voller Länge einen Begleitfilm gedreht hat. Die Songs gehen nahtlos schwebend in einander über. So entfaltet sich Suedes bestes Album seit "Dog Man Star". Wahrscheinlich wird es nun bei ihren künftigen Arbeiten oft heißen: "ihr bestes Album seit ‚Night Thoughts‘".

Suede: Night Thoughts.

Rhino/Warner).

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