Arbeitszeit Arbeitgeber wollen weg vom Acht-Stunden-Tag

Saarbrücken · Flexiblere Arbeitszeiten sind aus Sicht der saarländischen Unternehmensverbände auch im Interesse der Arbeitnehmer.

 Die Arbeitgeber wollen weg von festen Tagesarbeitszeiten, wie dem klassischen Acht-Stunden-Tag, und die Arbeitszeit nach Bedarf verteilen.

Die Arbeitgeber wollen weg von festen Tagesarbeitszeiten, wie dem klassischen Acht-Stunden-Tag, und die Arbeitszeit nach Bedarf verteilen.

Foto: picture alliance / dpa/Frank Leonhardt

Mehr Flexibilität in der Arbeitszeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, fordert die Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände. Denn die Vorschriften zur Arbeitszeit stammten noch größtenteils aus den 70er und 80er Jahren. „Wie viele E-Mails haben Sie vor 30 Jahren am Abend von zu Hause geschrieben“, fragte dazu provokativ Oswald Bubel, der Präsident der Vereinigung, gestern bei einer Podiumsdiskussion in der Saarbrücker VHS. Denn laut geltenden Recht kann damit die vorgeschriebene Ruhezeit von elf Stunden am Tag unterbrochen werden. „Die Arbeitswelt hat sich verändert, die Gesetzte sind stehen geblieben“, sagte Bubel. Das Problem gelte jedoch auch für klassische Branchen. Was passiert mit einem Busfahrer, der im Stau steht und damit seine Arbeitszeit überschreitet, der aber dennoch die Reisenden ans Ziel bringen will?

Eine Lösung sieht die Vereinigung in der Übernahme des EU-Rechts in die deutschen Gesetze. Dieses schreibt eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden vor. Die Arbeitgeber wollen weg von festen Tagesarbeitszeiten, wie dem klassischen Acht-Stunden-Tag, und die Arbeitszeit nach Bedarf verteilen. „Die Wochenarbeitszeit wäre im Interesse der Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, attestierte Peter Strobel, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. 

Als Gewerkschaftsvertreter ging Eugen Roth, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz/Saarland, auf die jüngsten Tarifverhandlungen in der Metallbrache ein. Viele Arbeitnehmer wünschen sich etwa für Pflege oder Kinderbetreuung mehr Freiräume: „Es geht nicht mehr ausschließlich um mehr Geld, gerade die Jüngeren wollen mehr Zeit“, doch eine Flexibilisierung sieht er an Bedingungen geknüpft. Tarifverträge und die Mitbestimmung durch Betriebsräte seien eine Notwendigkeit. Er warnte: „Ein Vorgesetzter darf nicht von sich selbst ausgehen, sonst müsste der Arbeitnehmer auch das gleiche verdienen.“ Auch müssten Angestellte über mögliche gesundheitliche Folgen durch die Mehrarbeit aufgeklärt werden.

Die Blicke der Arbeitgeber liegen nun auf der möglichen großen Koalition aus Union und SPD. Das Koalitonspapier sieht allerdings bei den Arbeitszeiten die Tarifparteien in der Pflicht.

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