Minister in Sorge Altmaier: Chipmangel bedroht Autobranche

Berlin · Die fehlenden Halbleiter bereiteten der Industrie große Probleme, sagt der Wirtschaftsminister – und erhöht den Druck auf asiatische Chiphersteller.

Computerchips sind integrale Bestandteile eines modernen Autos. Darum haben Lieferengpässe massive Auswirkungen auf die Produktion.

Computerchips sind integrale Bestandteile eines modernen Autos. Darum haben Lieferengpässe massive Auswirkungen auf die Produktion.

Foto: dpa/Matthias Balk

Der Mangel ist groß, und kein Hersteller bleibt davon verschont: Die Autoindustrie leidet auch wegen der Corona-Krise akut unter Engpässen bei wichtigen Halbleiterprodukten wie Mikrochips und Sensoren, die für die Produktion von Fahrzeugen unverzichtbar sind (wir berichteten). Nach Informationen unserer Redaktion hat die Chip-Krise jetzt auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) alarmiert. Der Minister sorgt sich um die wirtschaftliche Erholung des durch Corona gebeutelten Sektors.

Der Branchenverband VDA und einige Hersteller waren kürzlich an Altmaier herangetreten, weil zum Teil die Arbeitsprozesse heruntergefahren werden mussten. Zuletzt fielen Schichten aus. So wurde im VW-Stammwerk Wolfsburg sogar die Betriebsschließung nach Neujahr verlängert. Hintergrund ist die angespannte Situation bei zentralen Halbleiter-Zulieferern aus Asien, speziell dem taiwanesischen Hersteller TSMC, der für die deutsche Automobilindustrie mit der wichtigste Lieferant ist.

Auch bei TSMC gab es coronabedingte Ausfälle, dann zog das Autogeschäft früher wieder an als erwartet. Vor allem aber wurde die Halbleiterproduktion umgestellt auf Unterhaltungselektronik wie Spielekonsolen und Smartphones. Bereiche, die in der Corona-Krise boomen. Ebenso auf Medizintechnik. Überdies, so der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, sei die Knappheit an Chips durch den Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China befördert worden. Die zuletzt von Amerika verfolgte Anti-China-Politik sei für Deutschland nicht folgenlos geblieben, sagte Dudenhöffer.

Aus dem Bundeswirtschaftsministerium verlautete, man beobachte die Lage sehr genau. Ressortchef Peter Altmaier hat sich deshalb nun in einem Schreiben an die taiwanesische Wirtschaftsministerin Wang Mei-Hua sowie Vize-Premier Shen Jong-Chin gewandt. Er macht Druck. Der Minister, so heißt es, wolle damit die Bemühungen der deutschen Automobilindustrie flankieren, die ihrerseits bereits in Gespräche mit dem taiwanesischen Hersteller TSMC eingetreten ist. In dem Schreiben erinnert Altmaier an die hohe Bedeutung zusätzlicher Kapazitäten an Halbleitern für die hiesige Fahrzeugindustrie. Die Lösung der aktuellen Versorgungsprobleme sei für ihn „von herausragender industriepolitischer Bedeutung“, da ansonsten die wirtschaftliche Erholung der Branche gefährdet werde. Außerdem betont Altmaier, dass der deutsche Automobilsektor und die mit ihm verbundenen Industriezweige „für die Revitalisierung der Weltwirtschaft sehr wichtig“ seien. Eine Antwort auf das Schreiben an die taiwanesischen Regierungsmitglieder steht noch aus.

Seitens des Wirtschaftsministeriums wurde betont, man wolle nun mittelfristig die Kapazitäten in Deutschland und Europa ausbauen, um eine erneute Knappheit künftig zu vermeiden. Schon jetzt unterstütze man 18 deutsche Unternehmen dabei, moderne Chip-Fabriken zu errichten. Nach Ansicht des Experten Dudenhöffer kann es noch sechs bis neun Monate dauern, bis sich der Engpass wieder entkrampft. „Je nachdem, wie wir weltweit mit der Covid-19-Krise zurechtkommen.“

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