Möbelrestaurierung Alten Dingen neues Leben einhauchen

Neunkirchen/Schiffweiler · Möbelrestauratorin Kristin Klimm restauriert sein über 30 Jahren antike Möbel. Ihr ist es wichtig, die Geschichte der Antiquitäten zu erhalten.

 Möbelrestauratorin Kristin Klemm (links) und Gesellin Simone Dahm legen letzte Hand an der Tür an. Mehrere Wochen haben sie an der denkmalgeschützten Tür gearbeitet.

Möbelrestauratorin Kristin Klemm (links) und Gesellin Simone Dahm legen letzte Hand an der Tür an. Mehrere Wochen haben sie an der denkmalgeschützten Tür gearbeitet.

Foto: Stephanie Schwarz

Sechs Wochen lang haben Möbelrestauratorin und Schreinermeisterin Kristin Klemm und ihr Team an der Restauration der massiven Holz-Außentür der Grundschule am Stadtpark in Neunkirchen gearbeitet. In ihrer Werkstatt in Schiffweiler haben Klemm, ihr Ehemann und Schreinermeister Stefan Schieler-Klemm, zwei Gesellen und eine Auszubildende in den Sommerferien der Tür zu neuem Glanz verholfen: Sie haben die Oberfläche schonend abgetragen, das Holz gepflegt und die losen Holz- und Funierteile neu verleimt. „Die Türen waren komplett unansehnlich, der Lack war schon mehrmals überstrichen worden und an mehreren Stellen abgeplatzt“, sagt Klemm.

Sie sieht sich selbst als eine Art Möbel-Ärztin, die ihrer Berufung folgt und kaputte Antiquitäten vor dem Wegwerfen rettet: „Ein altes und kaputtes Möbelstück ist für mich irgendwie krank. Mit einer Restaurierung wird es wieder schön und gesund. Wir hauchen alten Dingen sozusagen neues Leben ein.“

Als Jugendliche träumte Klemm davon Bühnenbildnerin zu werden. Nach einem Praktikum in einer Schreinerei änderte sie jedoch ihre Meinung. „Dieser Handwerksberuf entspricht meinem Naturell. Ich mag es Ideen mit meinen eigenen Händen umzusetzen und am Ende das fertige Produkt zu sehen“, sagt sie über ihre Berufswahl. Vor etwa 28 Jahren hat sich die Möbelrestauratorin, die unter anderem auch in England studiert hat, selbstständig gemacht.

Die Restauration einer solchen Holztür kann sehr aufwendig sein, vor allem wenn sie über 100 Jahre alt ist und unbedingt erhalten bleiben soll. „Das Amt für Gebäudewirtschaft in Neunkirchen hat uns im Detail gesagt, was zu restaurieren ist und in welcher Farbe die Tür gestrichen werden soll“, sagt Klemm.

In manchen Fällen, wie beispielsweise dem Barockaltar in der Kapelle des Schlosses Münchweiler, ist es nicht auf Anhieb ersichtlich welche Farbe das Stück im Originalzustand hatte. Um das herauszufinden, erstellen Spezialisten einen Farbbefund. Dabei trägt ein Restaurator jede Farbschicht vorsichtig mit einem Skalpell ab, um zu sehen, welchen Farbton das Stück bei seiner Fertigung hatte. Klemm und ihr Team haben bei diesem schwierigen und anspruchsvollen Projekt die Leimstellen vom alten Knochenleim gereinigt, die fehlende Teile ergänzt und den Wurmbefall abgetötet. Die Arbeit an dem Altar dauerte etwa zehn Wochen.

Klemm freut sich über solche Großprojekte. Diese seien jedoch die Ausnahme. In ihrem Berufsalltag restauriert sie hauptsächlich Möbel. Dazu gehören sowohl Antiquitäten als auch neuere Stücke, die beispielsweise einen Brand- oder Wasserschäden haben.

Bei der Restaurierung geht es jedoch nicht immer darum, den Neuzustand wieder herzustellen, sagt Klemm. Häufig steht die Geschichte des Möbelstücks im Vordergrund. Da gelte es auch, die Schnitte zu enthalten, mit denen der Sohn einst seine Initialen eingeritzt hat. Oder die Flecken aus der Zeit des Großvaters, der sein Tintenglas immer an die selbe Stelle gestellt hat. Solch einzigartige Merkmale gehören für Klemm zum Möbelstück dazu und werden nicht ausgebessert. „Ein Kunde brachte mal einen Schrank mit einer großen Scharte, die auf jeden Fall erhalten bleiben sollte“, sagt Klemm. „Die Eltern hatten ein Rasiermesser auf dem Schrank versteckt. Als kleiner Junge entdeckte der Kunde das Messer und probierte es sogleich am Schrank aus.“

 So sah die Tür vor ihrer Restaurierung aus.

So sah die Tür vor ihrer Restaurierung aus.

Foto: Kristin Klemm

Besonders glücklich ist Klemm darüber, dass nicht nur ältere Menschen zu ihren Kunden zählen. Auch die jüngere Generation stelle neben neue Möbel des öfteren mal ein aufgearbeitetes antikes Stück, sagt Klemm: „Hätten wir nur Kunden der älteren Generation, würden sie uns ja irgendwann wegsterben.“

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