Eberspächer baut weiter Stellen ab

Esslingen · Der Autozulieferer Eberspächer kommt mit der Restrukturierung am Standort Neunkirchen langsamer voran als geplant. Rund 200 Arbeitsplätze sollen noch abgebaut werden.

 Das Neunkircher Eberspächer-Werk schreibt nach wie vor rote Zahlen. Foto: Eberspächer

Das Neunkircher Eberspächer-Werk schreibt nach wie vor rote Zahlen. Foto: Eberspächer

Foto: Eberspächer

Der Standort Neunkirchen macht dem Autozulieferer Eberspächer weiterhin große Sorgen. Das Esslinger Familienunternehmen hat mit seinem größten Werk für Abgastechnik im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen geschrieben. Das war ein entscheidender Grund dafür, dass der Gewinn der Gruppe im Vergleich zu 2013 um mehr als 80 Prozent eingebrochen ist, obwohl der Umsatz insgesamt deutlich um 23,4 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro zulegte. Nur noch 3,6 Millionen Euro Überschuss stehen in der Bilanz. Das Ergebnis "lag deutlich unter unseren Erwartungen", sagte der geschäftsführende Gesellschafter Heinrich Baumann gestern in der Esslinger Konzernzentrale. Von einem Gewinn wie im Jahr 2012 von mehr als 70 Millionen Euro kann er derzeit nur träumen.

Nach wie vor kämpft Eberspächer in Neunkirchen mit "Effizienzproblemen", wie Baumann sich ausdrückte. Deshalb würden die vor zwei Jahren begonnene Restrukturierung und der geplante Abbau von 400 bis 500 Jobs fortgesetzt. Knapp die Hälfte der geplanten Stellenstreichungen habe man umgesetzt - und das ohne betriebsbedingte Kündigungen. Dies bleibe weiterhin das Ziel. Trotzdem ist die Sanierung offenbar nicht so weit vorangekommen, wie es die Geschäftsführung wollte. "Beim Personalabbau liegen wir aktuell um rund 100 Arbeitsplätze hinter unserem ursprünglichen Restrukturierungsplan", erläuterte Baumann. Der Verzug hänge damit zusammen, dass wegen unerwartet vieler Aufträge die Versorgung der Kunden Vorrang vor Produktivitätsmaßnahmen habe, sagte Thomas Waldhier, Geschäftsführer der Sparte Abgastechnik. Zu der Frage, ob es noch andere Probleme gab und womöglich deshalb ein neuer Werksleiter eingesetzt wurde, wollte er sich nicht äußern.

Waldhier sieht jedenfalls Fortschritte in der Sanierung: "Wir haben seit Start des Programms rund 200 Arbeitsplätze abgebaut." Man habe aber auch 30 Neueinstellungen für Schlüsselpositionen gehabt. So beschäftigt Eberspächer mit Stand Ende April rund 1580 Stammkräfte in Neunkirchen; zwei Jahre zuvor waren es 1750. "Wir haben noch rund 200 Stellen abzubauen", sagte Waldhier - 100 in diesem, weitere 100 im nächsten Jahr. Angesichts der hohen Nachfrage seien dort aber mehr Leiharbeiter tätig - 250 statt 150 vor zwei Jahren.

Auch sei Eberspächer mit der Zusammenführung der saarländischen Standorte vorangekommen. Die Zweigwerke in Bexbach und Lebach wurden 2014 geschlossen. Bis zum nächsten Jahr soll die Rohrbiegerei in Neunkirchen, wo 280 Menschen arbeiten, in das Hauptwerk integriert werden. Überhaupt will Eberspächer dort 2016 über den Berg sein.

Inzwischen "gibt es eine Verringerung der roten Zahlen", sagte Waldhier mit Blick auf das erste Quartal. "Aber sie sind nach wie vor rot."

Für die gesamte Gruppe sei das Jahr gut angelaufen, sagte Baumann. Er rechnet für 2015 daher mit einem Umsatzzuwachs von mehr als zehn Prozent und beim Ergebnis "mit einer signifikanten Steigerung".

Meinung:

Nur kleine Hoffnung

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Der schwäbische Autozulieferer tut sich schwer damit, sein Neunkircher Werk fit zu machen für den globalen Wettbewerb. Sicherlich hat das Management zu spät mit der Sanierung begonnen, vermutlich danach auch Fehler gemacht. Immerhin scheint es aber - wenn auch langsam - voranzugehen. Vielleicht kehrt das Werk 2016 wie geplant in die Gewinnzone zurück. Doch niemand sollte sich Illusionen machen. In Neunkirchen kann man froh sein, wenn die Mitarbeiterzahl nach dem großen Stellenabbau einigermaßen stabil bleibt. Der Preisdruck und die Konkurrenz in der Autozuliefererbranche sind so hoch, dass Wachstum nicht in Deutschland stattfindet, sondern in Asien und in Osteuropa.

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