EU-Geldpolitik 154 Professoren warnen vor „Haftungsunion“ der Eurozone

Frankfurt · In der Debatte um eine Vertiefung der Eurozone haben mehr als 150 Wirtschaftsprofessoren vor zu weit gehenden Reformen gewarnt und Vorschläge aus Paris und Brüssel kritisiert. Die europäische Währungs- und Bankenunion dürfe nicht „noch weiter zu einer Haftungsunion“ ausgebaut werden, heißt es in dem gestern in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichten Aufruf von 154 Wirtschaftsprofessoren. Unter ihnen sind mit Alexander Baumeister und Michael Olbrich auch zwei Wirtschaftsprofessoren der Universität des Saarlandes.

Die Vorschläge des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker würden „hohe Risiken für die europäischen Bürger“ bergen, schreiben die Wissenschaftler. So könne ein von Macron vorgeschlagener europäischer Finanzminister mit einem eigenen Budget dazu führen, dass die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) noch stärker politisiert werde. Die großen Anleihekäufe der EZB kämen „schon jetzt einer Staatsfinanzierung über die Zentralbank gleich“.

Weiter heißt es in dem Aufruf: „Der geplante europäische Investitionsfonds zur gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung und der geplante Fonds zur Unterstützung struktureller Reformen dürften zu weiteren Transfers und Krediten an Euroländer führen, die es in der Vergangenheit versäumt haben, die notwendigen Reformmaßnahmen zu ergreifen. Es wäre falsch, Fehlverhalten zu belohnen.“

Zu den Unterzeichnern des Appells zählt auch Hans-Werner Sinn, der langjährige Präsident des Münchner Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts.

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