Saarland am Rande seiner Aufnahmefähigkeit

Saarbrücken · Täglich kommen neue Flüchtlinge ins Saarland. Der Platz in der Aufnahmestelle in Lebach wird immer knapper. Bei der Verteilung auf die Kommunen hapert es, weil es an Wohnraum fehlt. Nun wird erstmals eine Turnhalle belegt.

In anderen Bundesländern war es längst passiert. Jetzt ist es auch im Saarland so weit: Weil die Stadt St. Ingbert nicht mehr genug Wohnraum für Flüchtlinge hat, werden Neuankömmlinge nun in der Turnhalle der Schillerschule untergebracht. Stockbetten statt Sportstunden - ein Szenario, vor dem Innenminister Klaus Bouillon immer wieder gewarnt hat. Gebetsmühlenartig appellierte er an die Rathaus-Chefs, privaten Wohnraum anzumieten, um ausreichend Platz für die aus der Landesaufnahmestelle in die Kommunen verteilten Flüchtlinge zu haben. Es werde alles dafür getan, dass Turnhallen und Dorfgemeinschaftshäuser frei bleiben, hieß es gestern aus dem Ministerium. "Das Land hilft, so gut es geht, aber hier müssen die Kommunen entsprechend tätig werden." Beschlagnahmungen von privatem Wohnraum, die Bouillon vergangene Woche ins Gespräch gebracht hatte, seien nur ein "allerletztes Mittel" für die Kommunen.

Auch bei der Erstaufnahme bleibt die Situation brisant. In der Landesaufnahmestelle in Lebach befinden sich nach Angaben des Innenministeriums derzeit etwa 3000 Menschen. Die Kapazitäten für weitere Aufnahmen würden immer knapper. Doch weiterhin kommen täglich mehr als 100 Menschen im Saarland an. Entlastung bringen soll ab Dezember die Außenstelle der Landesaufnahmestelle auf dem Gelände der früheren Grube Hirschbach zwischen Dudweiler und Sulzbach. Dort könnten bis zu 1000 Flüchtlinge unterkommen.

Vor allem bei der Erstaufnahme erlebt das Saarland seit Wochen einen wahren Ansturm. Immer wieder kommen Flüchtlinge ganz gezielt nach Lebach, weil sich herumgesprochen hat, dass es dort zügig geht mit der Registrierung und Bearbeitung der Anträge, und die Versorgung gut organisiert ist. Zudem hatte das Saarland zusätzliche Flüchtlinge aus dem überlasteten Bayern aufgenommen. Diese "Überhänge" würden jetzt nach und nach abgebaut, teilte das Ministerium mit.

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