Zwei Präsidenten suchen Harmonie

Washington · Gut acht Stunden saßen US-Präsident Obama und Chinas Staatschef Xi zusammen. Das Treffen sollte die Grundlage für eine verstärkte Zusammenarbeit legen. In der Klimapolitik gingen sie aufeinander zu.

Es geht ungewohnt locker zu zwischen den Präsidenten der USA und Chinas. Statt formeller Etikette setzen beide Männer auf persönliche Diplomatie. Mit aufgeknöpften weißen Hemden schlendern sie bei 46 Grad Celsius über das weitläufige Areal des Luxusanwesen Sunnyland-Ressorts in Kalifornien. Ein passender Ort für das höchst ungewöhnliche Format des zweitägigen Gipfels, bei dem Obama und Xi Jinping gut acht Stunden alleine mit ihren Übersetzern über einen Neuanfang im Verhältnis der beiden Länder sprachen.

Dass ausgerechnet in der Klimapolitik ein erster Durchbruch gelang, kam für viele Beobachter überraschend. Die USA und China verpflichteten sich, den Einsatz des Treibhausgases Fluorkohlenwasserstoff (FCKW) weltweit drastisch zu verringern. Es wird unter anderem in Klimaanlagen und Kühlschränken verwendet. China gilt weltweit als der Hauptproduzent.

Bei Hummer, Steak und Kirschkuchen verständigten sich die Präsidenten auch zu Nordkorea. Weder Washington noch Peking akzeptieren die nukleare Bewaffnung Pjöngjangs. Dass parallel zum Gipfel in Kalifornien erstmals seit Monaten Vertreter Nord- und Südkoreas wieder miteinander sprechen, werten Experten als Ergebnis des chinesischen Muskelspiels.

Doch es herrscht nicht nur eitel Sonnenschein zwischen den beiden Präsidenten, die nur einmal zu Beginn des Treffens vor die Presse traten. Obama konfrontierte seinen Gast gegen Ende des zweitägigen Besuchs mit konkreten Fällen von Cyber-Diebstahl. Das Verhalten Chinas "passe nicht zu den Beziehungen, die wir haben wollen". Xi, der erst im März an die Spitze der Volksrepublik gerückt war, betonte, auch sein Land sei Zielscheibe von Hacker-Attacken. "Wir können gegenseitiges Unbehagen abbauen und Informations- und Cyber-Sicherheit zu einem positiven Bereich der Zusammenarbeit machen."

Bei ihrem gemeinsamen Auftritt vor der Presse betonten die Präsidenten die Gemeinsamkeiten. Xi beschwor einen "historischen Neustart" in den Beziehungen, die zu einem "neuen Modell" für die Kooperation zweier "großartiger Mächte" werden könnte. "Der chinesische Traum von wirtschaftlichem Wohlstand, nationaler Erneuerung und Wohlergehen des Volkes ist verbunden mit dem amerikanischen Traum", sagte Xi.

Obama begrüßte "den steten friedlichen Aufstieg Chinas zu einer Weltmacht". Ein stabiles und wohlhabendes China liege im Interesse der Vereinigten Staaten und der gesamten Welt. Obama ging nicht soweit, die angedeutete Gleichstellung der Supermacht mit der aufstrebenden Großmacht zu akzeptieren. Die blumigen Visionen Xis balancierte der Gastgeber mit einer Portion Realismus aus. "Wir haben eine Menge Arbeit vor uns." Dies werde Monate dauern. Das Geschenk für seinen Gast passte von der Symbolik nicht ganz dazu. Obama überreichte Xi eine Ruhebank aus kalifornischem Rotholz.

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