Zwei Drittel aller Fernzüge fallen aus

Frankfurt/Saarbrücken · Der längste Streik in der Bahn-Geschichte trifft ab heute vor allem den Personen-Fernverkehr. Aber auch Berufspendler im Saarland müssen sich auf einen reduzierten Notfahrplan einstellen.

Millionen Pendler und Reisende trifft ab heute der längste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL ) rief ihre Mitglieder auf, bis Sonntagmorgen um 9 Uhr die Arbeit niederzulegen. Sie hält trotz großer Kritik am achten Arbeitskampf der laufenden Tarifrunde fest.

Zwei von drei Fernzügen werden nach Bahn-Angaben ab heute in Deutschland gestrichen. Im Regionalverkehr rechnet das Unternehmen mit Ausfällen von 40 bis 85 Prozent. In Rheinland-Pfalz und im Saarland ist die Ausfall-Quote aber unterdurchschnittlich: Denn hier gibt es mehr beamtete, nicht streikberechtigte Lokführer als etwa in Ostdeutschland. Dennoch sind auch im Saarland sieben Strecken vom Streik betroffen. Die Bahn hat dafür einen reduzierten Ersatzfahrplan ins Internet gestellt (www.bahn.de/blitz/view/saar/uebersicht.shtml ). Die Privat-Bahn Vlexx, die die Strecke Saarbrücken-Mainz-Frankfurt bedient, rechnet hier nur mit "vereinzelten, leichten Verspätungen". Nicht betroffen vom Streik sind die Saarbahn sowie die Nahverkehrsbusse.

GDL-Chef Claus Weselsky lehnte gestern eine Schlichtung des festgefahrenen Tarifkonflikts ab und wies auch Kritik aus der Bundesregierung an dem Ausstand zurück. Er machte die Bahn für die Eskalation verantwortlich. Sie zögere die Tarif-Gespräche hinaus, um das geplante Tarifeinheitsgesetz abzuwarten, das den Einfluss kleiner Gewerkschaften verringern soll. Die GDL habe das Recht, für alle ihre Mitglieder Tarifverträge abzuschließen - also nicht nur für Lokführer , sondern etwa auch für Zugbegleiter.

Bahn-Vorstand Weber forderte die GDL dagegen erneut auf, eine Schlichtung in Gang zu setzen. Die Hilfe eines Dritten in Anspruch zu nehmen, könne ein "Königsweg" sein. Es gebe "keinen Anlass für diese überzogenen Streiks ", sagte Weber.

Schon gestern Nachmittag hatte der Streik im Güterverkehr begonnen. Deutschlands Konzerne fürchten durch den einwöchigen Ausstand einen Schaden von Hunderten Millionen Euro. Das Vorgehen der GDL sei "vollkommen unverhältnismäßig", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. > e, : Meinung

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort