Zuwanderung auf höchstem Stand seit 1995

Berlin · Immer mehr Ausländer kommen nach Deutschland – qualifizierte Arbeitskräfte ebenso wie Flüchtlinge und Asylbewerber. Die Bundesregierung sieht die Weichen richtig gestellt. Manche Experten bezweifeln das.

Die Zuwanderung nach Deutschland hat 2012 den höchsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten erreicht. Nach dem gestern vom Bundeskabinett beschlossenen Migrationsbericht zogen im vorvergangenen Jahr 1,08 Millionen Menschen nach Deutschland. Das sind 13 Prozent mehr als noch 2011, als 960 000 Menschen kamen. Um mehr als 40 Prozent stieg die Zahl der Asylbewerber, die meisten stammten aus Serbien, Afghanistan und Syrien. Auch der Zuzug von Fachkräften verstärkte sich. Insgesamt ergibt sich für 2012 ein soge nannter Wanderungsgewinn von rund 370 000 Personen. 2011 waren es 280 000. Die Zuwanderung stieg damit auf den höchsten Stand seit 1995. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte dazu: "Wir alle wissen, dass Deutschland auch auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen ist." Die Zahlen belegten, dass Deutschland für Migranten attraktiv sei und die Weichen für den Zuzug von Fachkräften richtig gestellt seien.

Dem Migrationsbericht zufolge ist seit 2009 ein kontinuierlicher Anstieg der Zuwanderung von Fachkräften und Hochqualifizierten aus Drittstaaten zu verzeichnen. 2009 waren es noch etwa 16 000. Im vergangenen Jahr wurden bereits mehr als 27 000 Zuzüge von Fachkräften und Hochqualifizierten registriert. Auch die Zahl von Studienanfängern ist auf etwa 80 000 weiter gestiegen.

Der Arbeitsmarktexperte Klaus Zimmermann hält diese Entwicklung für unzureichend und fordert eine offensivere Zuwanderungsstrategie. Im europäischen Vergleich schneide Deutschland deutlich schlechter ab als andere Länder, sagte der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Für die Grünen sagte deren innenpolitischer Sprecher Volker Beck, der Bundesregierung fehle eine Strategie für die ausreichende Aufnahme von qualifizierten Einwanderern. Beck kritisierte in diesem Zusammenhang die "dogmatische Ablehnung" der doppelten Staatsbürgerschaft. De Maizière lehnt jedoch eine generelle Zulassung von doppelten Staatsbürgerschaften weiterhin ab. Bei der Regierungsbefragung im Bundestag kündigte er lediglich an, dass die Regierung - wie im Koalitionsvertrag vereinbart - "sehr schnell" einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der sogenannten Optionspflicht vorlegen werde. "Darüber hinaus gehende Regelungen werden Sie von uns nicht erwarten können."

Neuere Angaben bestätigen den Trend des jetzt veröffentlichten Berichts. Im ersten Halbjahr 2013 sind nach vorläufigen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes weitere 555 000 Menschen nach Deutschland zugezogen.

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HintergrundDie harte Haltung der CSU in der Zuwanderungsdebatte ("Wer betrügt, der fliegt") scheint der Beliebtheit der Partei in Bayern keinen Abbruch getan zu haben. Im Gegenteil: Vier Monate nach der Landtagswahl und der Rückeroberung der absoluten Mehrheit in Bayern kann die CSU weiter zulegen. Wenn am Sonntag der Landtag gewählt würde, käme die Partei von CSU-Chef Horst Seehofer auf 49 Prozent. Das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als bei der Wahl im September, wie aus der jüngsten Umfrage von infratest dimap hervorgeht. dpa

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