Zufriedener und aktiver denn je

Das Leben der Menschen zwischen 40 und 85 Jahren ist heute mehr von Zuversicht geprägt als vor 20 Jahren, sagt eine Studie des Familienministeriums. SZ-Korrespondent Stefan Vetter hat zentrale Ergebnisse zusammengestellt.

 Sportlich im Alter: Vor allem die über 60-Jährigen bewegen sich heute mehr als früher.

Sportlich im Alter: Vor allem die über 60-Jährigen bewegen sich heute mehr als früher.

Foto: dpa

Wie steht es um die Erwerbsbeteiligung?

Der Anteil der Erwerbstätigen unter den Älteren ist stetig gestiegen. Vor 20 Jahren gingen 60,2 Prozent der 40- bis 65-Jährigen einer bezahlten Tätigkeit nach. 2014 waren es bereits 74,1 Prozent. Der Anteil der Erwerbstätigen im Rentenalter wuchs im gleichen Zeitraum von 5,1 auf 11,6 Prozent. Gut 85 Prozent der 40- bis 65-Jährigen geben an, dass sie mit ihrer Arbeit eher oder sehr zufrieden sind. Stark angestiegen ist allerdings auch der Anteil der Personen, die aus der Arbeitslosigkeit in Rente gehen. 1996 waren es nur 3,6 Prozent. Mittlerweile sind es mehr als vier Mal so viele. Diese Entwicklung könnte auch mit dem Wegfall großzügiger Vorruhestandsregelungen zusammenhängen, die es in der Vergangenheit gab.

Wie sehen die Älteren ihre Wohnsituation?

Fast neun von zehn Befragten finden ihre Wohnsituation gut oder sehr gut. Aktuell leben fast 62 Prozent der 40- bis 85-Jährigen in einer eigenen Immobilie - vier Prozent mehr als vor 20 Jahren. Wer die eigenen vier Wände abbezahlt hat, verfügt nur noch über eine Wohnkostenbelastung von durchschnittlich 16 Prozent gemessen am Einkommen. Bei Mietern ist dieser Anteil ungleich höher. Zwischen 1996 und 2014 stieg er von knapp 28 auf über 35 Prozent. Besonders hoch ist die Mietbelastung für alleinlebende Frauen zwischen 70 und 85. Von ihrem Einkommen gehen im Schnitt mehr als 45 Prozent für Miete und Nebenkosten weg.

Fühlen sich die Älteren noch fit?

Ja, und zwar stärker als jemals zuvor. Gut zwei Drittel der Menschen in der zweiten Lebenshälfte sind körperlich kaum eingeschränkt. Sie treiben aber auch häufiger Sport als noch vor 20 Jahren. Das gilt vor allem für die über 60-Jährigen. Selbst von den Bürgern zwischen 70 und 85 gibt knapp ein Drittel an, mehrmals wöchentlich aktiv zu sein.

Welches Fazit zieht die Studie?

In der Untersuchung heißt es: "Zwischen 1996 und 2014 sind in Bezug auf Einkommen und Armut von Menschen in der zweiten Lebenshälfte keine besorgniserregenden Entwicklungen zu beobachten." Die Einkommen seien "moderat" gestiegen und die Armutsquoten lägen "auf relativ niedrigem Niveau". Der Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA), Clemens Tesch-Römer, fügte allerdings einschränkend hinzu: Leider hätten nicht alle Menschen teil an dem positiven Wandel. "Nach wie vor gibt es in den Lebenssituationen von Frauen und Männern deutliche Unterschiede." Auch die Bildungsungleichheit ziehe sich bis ins hohe Alter, so Tesch-Römer.

Wie kommt die Studie zustande?

Der Report "Deutscher Alterssurvey" ist eine bundesweit repräsentative Langzeitstudie über die Generation 40plus. Sie gilt als wichtigste Untersuchung über das Älterwerden in Deutschland und erscheint alle drei Jahre. Seit 1996 befragt das Deutsche Zen trum für Altersfragen dafür regelmäßig Personen in der Altersgruppe zwischen 40 und 84.

Meinung:

Mehr Sachlichkeit in der Debatte

Von SZ-Korrespondent Stefan Vetter

Die ältere Generation wurde schon in vielen Studien unter die Lupe genommen. Die meisten, jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung, handeln von Armut und sozialer Ausgrenzung. Das soll nicht kleingeredet werden. Doch handelt es sich um einen gesellschaftlichen Ausschnitt, der nicht für die gesamte Lebenssituation steht. Die aktuelle Untersuchung weitet hier den Blick. Wenn die Forscher feststellen, dass bei den 40- bis 85-Jährigen "keine besorgniserregenden Entwicklungen" im Hinblick auf ihre soziale Lage und ihr Auskommen zu beobachten sind, dann passt das ganz und gar nicht zu jenem Alarmismus über Altersarmut , der die politische Debatte der letzten Monate bestimmt hat. Natürlich darf der Befund kein Ruhekissen sein. Aber er sollte helfen, die Debatte zu versachlichen. Nicht die Älteren sind von Altersarmut bedroht, sondern bestimmte Gruppen wie Langzeitarbeitslose oder Alleinerziehende. Union und SPD sollten sich die Ergebnisse der Studie genau ansehen, bevor sie neue Reformen zur Alterssicherung ins Werk setzen.

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