Zollitsch fordert Aufklärung

Freiburg. Nach der Welle von Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Geistliche hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, die Opfer um Vergebung gebeten und Konsequenzen angekündigt

Freiburg. Nach der Welle von Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Geistliche hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, die Opfer um Vergebung gebeten und Konsequenzen angekündigt. Er entschuldige sich bei allen, die Opfer eines solch "abscheulichen" Verbrechens geworden seien, sagte Zollitsch gestern zum Auftakt der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz in Freiburg. Zollitsch sagte: "Wir deutschen Bischöfe drängen darauf, dass die früheren und teils lange zurückliegenden wie natürlich alle neueren Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen aufgeklärt werden." Die Bischöfe würden auf der Vollversammlung ihre "Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche" überprüfen und "über mögliche Änderungen sprechen". Diskutiert würden auch Fragen der Prävention. "Unsere künftigen Priester müssen menschlich und damit auch in sexueller Hinsicht über die Eignung und nötige Reife für ihr Amt verfügen", sagte Zollitsch. Er gehe davon aus, dass die Bischofskonferenz am Ende der Vollversammlung am Donnerstag eine Erklärung zum Thema Missbrauch abgeben werde.Zollitsch zeigte sich über die Missbrauchsfälle "zutiefst erschüttert": "Im Raum der Kirche wiegt der Missbrauch besonders schwer, weil es ein besonderes Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in den Priester gibt", sagte er. Die Bischöfe hätten vor acht Jahren einen "guten und entscheidenden Schritt nach vorne getan" und die Leitlinien geschaffen. Wo immer ein Verdacht vorliege, müsse es eine lückenlose und absolut transparente Aufklärung geben: "Ich begrüße, dass sich der Jesuitenorden seiner Verantwortung stellt und Konsequenzen aus den Verfehlungen einiger Patres zieht."

Der Freiburger Erzbischof kündigte ferner an, die Missbrauchskandale auch im Vatikan zu thematisieren: "Mir ist das Thema so wichtig, dass ich unseren Papst Benedikt XVI. bei meinem Besuch im März von mir aus darauf ansprechen werde."

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) äußerte sich erschüttert über das Ausmaß der jüngst bekanntgewordenen Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. "Es steht zu befürchten, dass auch in Deutschland viele dieser Missbrauchsfälle nicht mehr strafrechtlich geahndet werden können, weil sie verjährt sind", sagte sie gestern Abend in den ARD-"Tagesthemen". Die Verantwortlichen in der katholischen Kirche hätten nicht den Eindruck erweckt, dass sie auch nur bei Verdachtsfällen mit den Strafverfolgungsbehörden konstruktiv zusammenarbeiten wollten. "Es ist leider nicht ersichtlich, dass sie ein aktives Interesse an wirklich rückhaltloser und lückenloser Aufklärung gezeigt haben, und deshalb muss natürlich überall da, wo nicht verjährt ist, das ganz klar erfolgen." Die Ministerin forderte: "Ich erwarte, dass die Verantwortlichen (...) endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, Hinweise geben, mitaufklären." Der Geschäftsführer des ökumenischen Netzwerks "Initiative Kirche von unten", Bernd Hans Göhrig, plädierte wie die Justizministerin für einen Runden Tisch. ddp

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