Zeitplan für Klima-Abkommen rückt näher

Berlin. In die stockenden Klimaverhandlungen kommt etwas Bewegung. Noch dieses Jahr sollen zumindest Eckpunkte und Zeitplan für ein weltweites Abkommen im Kampf gegen die Erderwärmung stehen. Darauf einigte sich der "Petersberger Klimadialog" gestern in Berlin. Nach der Konferenz mit 35 Staaten zeigte sich Umweltminister Norbert Röttgen (CDU, Foto: dpa) zufrieden

Berlin. In die stockenden Klimaverhandlungen kommt etwas Bewegung. Noch dieses Jahr sollen zumindest Eckpunkte und Zeitplan für ein weltweites Abkommen im Kampf gegen die Erderwärmung stehen. Darauf einigte sich der "Petersberger Klimadialog" gestern in Berlin. Nach der Konferenz mit 35 Staaten zeigte sich Umweltminister Norbert Röttgen (CDU, Foto: dpa) zufrieden. Umweltschützer kritisierten die Ergebnisse dagegen als substanzlos.Es war der zweite Petersberger Klimadialog nach der Premiere auf dem Petersberg bei Bonn im Mai 2010. Geladen waren Schlüsselstaaten wie die USA und China, aber auch Entwicklungsländer. Ziel war die Vorbereitung der nächsten UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban im November. Röttgen sagte, die informellen Gespräche dienten vor allem dem Aufbau von Vertrauen. Doch sei man auch konkret vorangekommen: "Wir sind doch zu Ergebnissen gekommen, zu Diskussionspunkten, die so noch nicht da waren."

Ein erster Anlauf für das Abkommen, das katastrophale Folgen der Erderwärmung abwenden soll, war Ende 2009 gescheitert. Ziel ist es, die Erwärmung auf höchstens zwei Grad im Vergleich zu vorindustrieller Zeit zu begrenzen. Dazu soll der Ausstoß von Klimagasen bis 2050 halbiert werden. Noch steigen die Emissionen aber rasant.

Die Schlusserklärung des Klimadialogs - abgefasst von Deutschland und Südafrika - hält fest, dass die bisherigen Anstrengungen nicht ausreichen, um das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Sie fügt an, "dass Länder dringend erwägen sollten, wie sie ihren Ehrgeiz sowohl auf der nationalen, als auch auf der internationalen Ebene erhöhen können". Konkreter wird es aber nicht.

Zudem bekannten sich die Teilnehmer laut Schlusserklärung dazu, in Durban auf dem Weg zu einem Abkommen zumindest einen Schritt weiter zu kommen: Die UN-Klimakonferenz solle "politische Zielsetzungen für die Form und den Zeitplan eines künftigen, umfassenden, auf globalen Regeln beruhenden Systems" zur Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels bringen. Allerdings ist die Staatengemeinschaft noch nicht einmal bei der Grundsatzfrage einig, ob das Kyoto-Protokoll fortgeschrieben oder ein neues Abkommen geschlossen werden soll.

Die USA und China, die zusammen 44 Prozent der Treibhausgase verursachen, sind an das Kyoto-Protokoll nicht gebunden, das in jetziger Form ohnehin nur bis Ende 2012 gilt. Deutschland dringt deshalb auf ein neues, alle Staaten umfassendes Abkommen. Viele Entwicklungsländer sind für eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls, damit die Industriestaaten nach 2012 nicht aus der Verantwortung entlassen werden.

Röttgen betonte, das Kyoto-Protokoll sei nicht tot, sondern ein "ein Muster" für ein künftiges Abkommen. Er warb dafür, ähnliche Ziele und Regeln zur Minderung der Treibhausgase schrittweise auf alle Staaten auszudehnen. Dabei sei klar: "Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns."

Greenpeace zeigte sich enttäuscht von der Konferenz. "Das Ministertreffen in Berlin konnte die ungute Dynamik der Klimaverhandlungen nicht durchbrechen", kommentierte Greenpeace-Experte Martin Kaiser. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth kritisierte die Rolle der Bundesregierung: "Deutschland ist Bremser und nicht Treiber."

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