„Womöglich waren die Brüsseler Behörden zu lange untätig“

Der Terror-Experte Rolf Tophoven sieht Versäumnisse bei den belgischen Behörden, durch die die Anschläge möglicherweise begünstigt wurden. Mit ihm sprach SZ-Korrespondent Stefan Vetter.

Herr Tophoven, offenbar waren die Anschläge in Brüssel ähnlich akribisch koordiniert wie die vor vier Monaten in Paris. Wie konnte sich das in so kurzer Zeit wiederholen?

Tophoven: Trotz des Fahndungsdrucks auf terroristische Kräfte kann man davon ausgehen, dass es ein funktionierendes Netzwerk unterhalb der Attentäter von Paris gab. Und offenbar hängt auch der Zugriff auf den Hauptverdächtigen von Paris, Salah Abdeslam, durch die belgische Sicherheitsbehörden vor Tagen mit den aktuellen Anschlägen zusammen. Man kann jedenfalls nicht ausschließen, dass die Terrorpläne , die dieser Mann noch in der Schublade hatte, gewissermaßen auf Knopfdruck ausgeführt worden sind.

Haben sich die Behörden in Belgien wegen der Festsetzung Abdeslams womöglich in trügerischer Sicherheit geglaubt?

Tophoven: Der Brüsseler Stadtteil Molenbeek, wo Abdeslam gefasst wurde, ist ein Hotspot des militant-islamistischen Terrorismus. Möglicherweise waren die Brüsseler Behörden hier zu lange untätig. Dafür spricht, was nun zu Tage tritt, nämlich Molenbeek als Logistik- und Unterkunfts-Zentrum des Terrorismus. Und vielleicht war man sich nach dem Zugriff Abdeslams tatsächlich in gewisser Weise sicher, dass nun nichts mehr passieren kann.

Sind jetzt Anschläge in Deutschland wahrscheinlicher geworden?

Tophoven: Die Sicherheitsbehörden haben bislang keine erhöhte Warnstufe ausgerufen. In einer offenen Gesellschaft muss man allerdings immer mit solchen Attentaten rechnen. Bei allen Sicherheitsvorkehrungen bleiben immer offene Flanken, in die Terroristen hineinstoßen können.

Lesen Sie das vollständige Interview auf www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

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