Wirtschaftsexperten sehen Inflationsgefahr

Berlin. Die acht führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute sind in Sorge um den Wert des Geldes. Mittelfristig sehen sie die Gefahr wachsender Inflation in Europa

Berlin. Die acht führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute sind in Sorge um den Wert des Geldes. Mittelfristig sehen sie die Gefahr wachsender Inflation in Europa. Grund sei die Bereitschaft der Europäischen Zentralbank, unbegrenzt Anleihen aus Schuldenländern anzukaufen und damit Staatsfinanzierung zu betreiben, heißt es im Herbstgutachten, das die Institute gestern in Berlin vorstellten. Eine galoppierende Inflation mit zweistelligen Raten sehe zwar niemand, sagte Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Bei Raten von fünf bis sieben Prozent gäbe es aber keine Stabilitätsunion mehr, warnte er.Für das kommende Jahr erwarten die Forscher allerdings noch einmal eine relativ moderate Preissteigerung von 2,1 Prozent. Hintergrund dafür ist nicht zuletzt die laue Konjunktur in den kommenden Monaten. Die Ökonomen halbierten nämlich in ihrem Gutachten die Wachstumsprognose für 2013 gegenüber ihrer Einschätzung vom Frühjahr von zwei auf ein Prozent. Grund: Die Eurokrise habe die Wirtschaft in Deutschland erfasst. Für das laufende Jahr rechnen die Forscher mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 Prozent und bleiben damit annähernd bei ihrer im April errechneten Prognose von 0,9 Prozent. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft noch um drei Prozent gewachsen. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt werde sich die Lage vorerst kaum mehr verbessern. In diesem und im nächsten Jahr rechnen die Institute mit rund 2,9 Millionen Erwerbslosen.

Derweil hat der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard, für Deutschland sogar vier Prozent Inflation empfohlen. So könnte die Bundesrepublik ihren Export-Überschuss nach Südeuropa abbauen, wo die Preise weniger stark stiegen. Solche Überschüsse seien "nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke, speziell dann nicht, wenn sie auf Zurückhaltung bei Löhnen und Investitionen basieren", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen". und Meinung dpa/dapd/red

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