Wiener Konferenz soll Frieden für Syrien bringen

Moskau/Washington · Die internationale Gemeinschaft verstärkt ihre Bemühungen um Syrien. Mit den fünf UN-Vetomächten und dem Iran treffen sich die wichtigsten Mächte in dem Konflikt in Wien.

Unter dem Druck Russlands wird die Suche nach einer Lösung des Syrien-Konflikts zu einem enormen diplomatischen Kraftakt. Nicht nur alle fünf UN-Vetomächte verhandeln am heutigen Freitag in Wien über den Kampf gegen die Terrorschergen des Islamischen Staates (IS) und die Zukunft Syriens. Mit aller Macht hat Moskau gegen den Widerstand Washingtons neben weiteren regionalen Akteuren auch den Iran an den Verhandlungstisch geholt - mit Russland der engste Verbündete des umstrittenen Machthabers Baschar al-Assad.

Nach dem ersten - weitgehend ergebnislosen - Treffen vergangene Woche in Wien braucht Russland dringend Gleichgesinnte bei neuen Gesprächen wie etwa den Iran. So erklären Beobachter den enormen Aufwand, mit dem Außenminister Sergej Lawrow in den vergangenen Tagen in gut einem Dutzend Telefonaten, unter anderem mit dem amerikanischen Chefdiplomat John Kerry , Lobbyarbeit für die erweiterte Runde betrieben hat. Unter den rund 20 geladenen Gästen sind auch Deutschland und die UN-Vetomacht China.

Die iranische Führung nimmt die Einladung nach Jahren internationaler Isolation wegen des Atomstreits mit dem Westen mit Genugtuung auf. Als "erstes Zeichen der Vernunft" und wichtigen Schritt für eine Lösung des Syrien-Konflikts werten die Staatsmedien in Teheran das Einlenken der USA. Auch in Damaskus dürfte dies Zufriedenheit auslösen, denn gerade weil Assad in Wien nicht mit am Tisch sitzt, stärkt die Teilnahme des Iran Syriens Verhandlungsposition.

Washington gerät durch Moskaus diplomatisches Vorgehen in Zugzwang. Zähneknirschend haben die USA die Kröte geschluckt und den Iran als Gesprächspartner akzeptiert. Russlands intensivem Syrien-Engagement steht eine nicht allzu erfolgreiche Politik der Amerikaner gegenüber. "Die drei Hauptziele sind nicht erreicht", resümiert die "Washington Post": Erfolgreiche Eindämmung des IS, Aufbau einer tragfähigen Opposition und letztlich eine politische Transformation. Sollte das jetzt ausgerechnet mit Moskaus Hilfe klappen?

Assads Gegner in Syrien und Nahost sehen in der Aufwertung des Iran als Verhandlungspartner eine "gefährliche Entwicklung". "Der Iran ist ein Aggressor und kein neutrales Land", sagt Samir al-Naschar von der oppositionellen Nationalen Syrischen Koalition. Auch der US-Verbündete Saudi-Arabien ist skeptisch. Sein Land werde prüfen, welche Pläne der Iran und Russland zu einem möglichen Rückzug Assads hegten, sagt Außenminister Adel al-Dschubair.

Nach einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin sieht Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD ) unterdessen eine russische Bereitschaft für eine politische Lösung der Syrien-Krise. Putin habe klar gemacht, dass er an einem dauerhaften militärischen Engagement in der Krisenregion kein Interesse habe, sagte er nach zweistündigen Verhandlungen mit dem Kremlchef in dessen Residenz bei Moskau. Trotzdem sieht Gabriel das Bürgerkriegsland noch weit entfernt von einer Lösung. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man die jetzige Regierung an den Verhandlungen beteiligen muss, und dass gleichzeitig klar sein muss, dass das System, das heute dort herrscht, auf Dauer keine Chance hat."

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