Wieder protestieren Zehntausende in der Türkei gegen Erdogan

Istanbul · In der Türkei verhärten sich die Fronten: Während sich Zehntausende Regierungsgegner zu Protesten versammelten, zeigte sich Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gestern vor Anhängern in der Provinz kämpferisch. Neuwahlen hat die islamisch-konservative Regierungspartei AKP ausgeschlossen.

"Es gibt keinen Grund für vorgezogene Wahlen. Regierung, Parlament und Kabinett arbeiten wie ein Uhrwerk", sagte ein Parteisprecher. In der Nacht hatten die Proteste gegen Erdogan Zulauf von Zehntausenden Fußballfans erhalten, die sich auf dem Taksim-Platz in Istanbul versammelten. Gestern strömten Demonstranten dort zu einer Großkundgebung, zu der die Taksim-Plattform aufgerufen hatte. "Wir machen weiter, bis unsere Forderungen erfüllt sind", hieß es. Erdogan bezeichnete in einer Rede in Adana vor seinen Anhängern die Protestierer als "Marodeure", die mit Protesten Fortschritte in der Türkei verhindern wollte. In der Stadt hatte es in der Nacht Zusammenstöße von Anhängern und Gegnern Erdogans gegeben. Gestern Abend löste die Polizei in Ankara eine Demonstration gewaltsam auf. Angesichts der Unruhen hat SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier Reformen angemahnt. Die Türkei müsse ihr politisches System und das Vorgehen ihrer Sicherheitsbehörden so verändern, "dass beide zueinander passen", sagte er dem "Focus".

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