Änderung des Konsumverhaltens Wie Klimaschutz in der Landwirtschaft gelingen kann

Genf · Etwa ein Viertel der klimaschädlichen Emissionen von Treibhausgasen stammt aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft und anderer Landnutzung. Doch gibt es viele Wege, die Landwirtschaft nachhaltiger und damit weniger klimaschädlich zu machen.

  Klimakiller Kuh: Die Methan-Emissionen der Wiederkäuer belasten die Umwelt besonders.

Klimakiller Kuh: Die Methan-Emissionen der Wiederkäuer belasten die Umwelt besonders.

Foto: Getty Images/ iStockphoto/esvetleishaya

In dem Bereich kommt es auch auf die Verbraucher an, sagten die deutschen Mitautoren des Sonderberichts des Weltklimarates (IPCC), Almut Arneth und Alexander Popp. Der Bericht wird am 8. August veröffentlicht. „Das Thema Landnutzung hat große Aufmerksamkeit verdient“, sagt Popp vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn alles weiter läuft wie bisher, wenn wir in Zukunft eventuell neun Milliarden Menschen auf der Erde haben und afrikanische Länder und China im Konsum den westlichen Ländern nachziehen, dann hätten wir ein Riesendrama.“

„Die Landoberfläche ist begrenzt, die Bevölkerung wächst, mehr Fläche wird für die Ernährung und Fasern, etwa für Kleidung, benötigt“, sagt Arneth, Ökosystemforscherin am Karlsruher Instituts für Technologie. „Mit wachsendem Wohlstand ändert sich auch das Konsumverhalten: Es wird beispielsweise mehr Fleisch gegessen. Fakt ist: Die Landnutzung trägt zum Klimawandel bei, sei es durch Düngung, Methan-Emissionen der Wiederkäuer oder die Entwaldung. Die Frage ist: Wie bekommen wir das alles unter einen Hut?“ Anders essen und anders mit Lebensmitteln umgehen, das wäre ein großer Beitrag zum Klimaschutz, so die Wissenschaftler. „Zurück zum Sonntagsbraten“, sagt Popp. Das heißt: weniger tierische Produkte essen. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums werden 91,6 Prozent oder 4,58 Milliarden Hektar der weltweit zur Verfügung stehenden Agrarfläche als Weide oder zur Produktion von Futtermitteln verwendet. Weniger Fleischkonsum bedeutet weniger Tiere, weniger Methan, weniger Weide- und Futtermittelfläche. Für die Menschen wäre es zudem gesünder, und mehr Anbaufläche für Nahrungsmittel könnte weltweit mehr Hunger stillen.

Das Bundesumweltministerium rechnet vor: Beim Anbau von einem Kilogramm frischem Gemüse entstehen 153 Gramm CO2-Äquivalent, bei biologischem Anbau sogar nur 130 Gramm. Bei einem Kilogramm Rindfleisch seien es dagegen 13 311 Gramm, beziehungsweise 11 374 in der Ökolandwirtschaft. Der Weltbiodiversitätsrat hat in seinem Bericht im Mai unter anderem Agrarsubventionen gegeißelt. Er schätzt, dass im Jahr 2015 in den OECD-Ländern 100 Milliarden Dollar für potenziell naturschädliche Agrarsubventionen ausgegeben wurden.

„Auch in Deutschland fördern Agrarsubventionen die nachhaltige Nutzung nicht wirklich“, sagt Arneth. Zudem sei der Fleischkonsum zu hoch. Zu viele Lebensmittel würden auch vernichtet, sei es zu Hause  oder auf dem Feld oder bei der Belieferung der Supermärkte, vor allem in Ländern mit langen Transportwegen. Für Alexander Popp vom Potsdam-Institut muss in Deutschland daneben vor allem auch der Schutz der Moore im Vordergrund stehen. Moore speichern besonders viel Kohlenstoff, der bei einer Entwässerung zur Verwandlung in Ackerflächen freigesetzt würde.

Die Bundesregierung will die jährlichen Emissionen aus der Landwirtschaft bis 2030 gegenüber 2014 um elf bis 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduzieren. Vorgesehen sind mehr Verwertung landwirtschaftlicher Reststoffe in Biogasanlagen, mehr Fläche für ökologische Bewirtschaftung und der Schutz von Moorböden.

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