Corona-Pandemie Spahn ist wieder da – „demütig und dankbar“

Berlin · Wie ist es um die Pandemie bestellt? Der von Covid-19 genesene Gesundheitsminister stand mit Experten Rede und Antwort.

  Gesundheitsminister Jens Spahn ist nach seiner Corona-Erkrankung wieder im Dienst. Er gehört zu jenen 75 Prozent der Fälle in Deutschland, bei denen sich laut RKI die Ansteckungsumstände nicht mehr zurückverfolgen lassen.

Gesundheitsminister Jens Spahn ist nach seiner Corona-Erkrankung wieder im Dienst. Er gehört zu jenen 75 Prozent der Fälle in Deutschland, bei denen sich laut RKI die Ansteckungsumstände nicht mehr zurückverfolgen lassen.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Nach seiner gut überstandenen Covid-19-Infektion informierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag gemeinsam mit weiteren Experten auf einer Pressekonferenz in Berlin erstmals wieder persönlich über die aktuelle Entwicklung der Pandemie. Nachfolgend ein Überblick über die Lage:

Wie steht es um die Ausbreitung des Virus?

Nach den Worten des Vizepräsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, steckt Deutschland bei der Ausbreitung der Pandemie in einem exponentiellen Wachstum. Anfang Oktober hatten die Gesundheitsämter 1000 bis 4000 Neuansteckungen pro Tag gemeldet. Einen Monat später sind es im Schnitt 15 000. Gehe die Entwicklung so weiter, drohten bis Weihnachten 400 000 Fälle pro Tag. Zugleich verwies Schaade auf den Reproduktionswert, der in letzter Zeit regelmäßig über 1,0, zum Teil bei 1,4 lag. Das bedeutet: Zehn Infizierte stecken bis zu 14 weitere Menschen an. Nur wenn dieser Wert wieder unter 1,0 liege, sei die Lage kontrollierbar.

Ist die Intensivmedizin schon überfordert?

Noch nicht, aber auch hier ist die Entwicklung dramatisch. Im Oktober lag die Zahl der Intensivpatienten noch im dreistelligen Bereich. Am 1. Oktober waren es 362. Bis zum 2. November hat sich diese Zahl auf 2243 erhöht – das ist mehr als sechsmal so viel wie einen Monat zuvor. Bei einem derart unbegrenzten Anstieg werde man „in kürzester Zeit an Grenzen kommen“, erklärte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Uwe Janssens. Zwar gibt es noch knapp 7900 freie Intensiv­betten. Das „Nadelöhr“ sei aber der Mangel an Intensivpflegekräften, so Janssens. Deshalb müssten planbare Operationen verschoben werden.

Reichen die Testkapazitäten?

Auch hier zeichnen sich Probleme ab. In der vergangenen Woche wurden in den Laboren 1,4 Millionen Tests gemacht. Damit habe man die Kapazitäten überschritten, sagte der Vorstandschef des Berufsverbandes der akkreditierten medizinischen Labore, Micheal Müller. Um das System vor dem Kollaps zu bewahren, müsse man sich auf die medizinisch und diagnostisch begründeten Fälle konzentrieren, zumal in den Laboren auch alle anderen Erkrankungen untersucht werden.

Was plant der Gesundheitsminister?

Spahn sagte den Kliniken weitere Unterstützung zu. Kein Krankenhaus solle wegen Corona wirtschaftlich benachteiligt sein. Dabei erwägt der Minister auch, die im Zuge der ersten Corona-Welle gezahlten „Freihaltepauschalen“ neu aufzulegen – also Ausgleichszahlungen für leere Betten, um sie für Corona-Patienten frei zu halten. Zugleich wandte sich Spahn ausdrücklich gegen ein Durchtesten der gesamten Bevölkerung wie in der Slowakei – weil es bei 80 Millionen Einwohnern zu lange dauern würde und ohnehin nur eine Momentaufnahme ist.

Was sagt Spahn zu seiner eigenen Infektion?

Seine Erkrankung sei milde verlaufen, dafür sei er „demütig und dankbar“, betonte Spahn. Bis heute könne er allerdings nicht sagen, wo er sich angesteckt habe, denn alle mutmaßlichen Überträger in seinem Umfeld seien negativ auf das Virus getestet. Der Minister gehört damit zu jenen 75 Prozent der Fälle in Deutschland, bei denen sich laut RKI die Ansteckungsumstände nicht mehr zurückverfolgen lassen. Der Minister hatte sich am 21. Oktober nach einem positiven Test in häusliche Quarantäne begeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort