Westerwelle droht Ukraine Konsequenzen an

Berlin/Kiew. Der ukrainische Oppositionspolitiker und Boxweltmeister Vitali Klitschko fürchtet um das Leben der in Haft erkrankten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Er appellierte gestern an die 51-Jährige, ihren am 20. April begonnenen Hungerstreik zu beenden. Die Bundesregierung setzte Präsident Viktor Janukowitsch derweil weiter unter Druck

Berlin/Kiew. Der ukrainische Oppositionspolitiker und Boxweltmeister Vitali Klitschko fürchtet um das Leben der in Haft erkrankten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Er appellierte gestern an die 51-Jährige, ihren am 20. April begonnenen Hungerstreik zu beenden. Die Bundesregierung setzte Präsident Viktor Janukowitsch derweil weiter unter Druck. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert eine rasche Behandlung der Oppositionsführerin. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) drohte mit Konsequenzen für die Ukraine beim Streben nach einer EU-Mitgliedschaft.Österreichs Regierung beschloss einen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine, die zusammen mit Polen Gastgeber ist. Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hatte sich allerdings nicht für das Turnier qualifiziert. Merkel ließ weiter offen, ob sie für EM-Spiele in die Ukraine reisen wird. "So etwas entscheide ich immer kurzfristig", sagte sie dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Zugleich erneuerte sie das Angebot, Timoschenko in Deutschland behandeln zu lassen. Es sei wichtig, "alles dafür zu tun", dass sie "schnell die richtige Behandlung für ihre Erkrankung bekommt", sagte Merkel. Insgesamt gebe die rechtsstaatliche Lage in der Ukraine "Grund zur Sorge".

Auch Westerwelle ließ einen Boykott offen. "Das entscheiden wir, wenn die Entscheidung ansteht", sagte er, betonte aber: "Die ukrainische Regierung muss wissen: Der Weg nach Europa führt über eine Brücke, die auf zwei Pfeilern steht: Demokratie und Rechtsstaatlichkeit."

Timoschenko verbüßt nach einem umstrittenen Strafprozess, der als Rachejustiz gewertet wird, eine siebenjährige Gefängnisstrafe. Die Widersacherin von Janukowitsch leidet unter einem Bandscheibenvorfall.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kritisierte Politiker für Boykott-Forderungen: "Dass da jetzt einige ihre Statements abgeben wie zu einem x-beliebigen Thema, hat nichts mehr mit Vernunft zu tun. (...) Ein Boykott oder eine Verlegung der EM-Spiele macht keinen Sinn. Es wäre auch falsch, weil die ukrainische Bevölkerung dieses Turnier verdient hat und sich darauf freut." dpa

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