Wer waren die Attentäter von Paris?

Brüssel · Fünf der sieben IS-Terroristen scheinen enttarnt. Die Sicherheitsbehörden stellen in ihren Lebensläufen zahlreiche Parallelen fest. Die Polizei fahndet weiter fieberhaft und durchsuchte gestern 150 Wohnungen.

Es ist der Tag der Großrazzien: Bei Durchsuchungen von 150 Wohnungen fallen der französischen Polizei am Montag immer wieder Waffen in die Hände, in Lyon sogar ein Raketenwerfer. In Belgien verhaften Anti-Terror-Einheiten einen weiteren Mann in der Gemeinde Molenbeek, aus der zumindest zwei Attentäter kamen. Fünf der sieben IS-Terroristen scheinen enttarnt, aber der große Fahndungserfolg fehlt bis zum Abend. Das Bild der Ermittlungen sieht so aus:

Abdelhamid Abaaoud (28): Der gebürtige Marokkaner hat die Aktion der drei Attentäter-Teams offenbar von der Brüsseler Gemeinde Molenbeek aus gesteuert. Abaaoud war beim IS in Syrien aktiv und gilt inzwischen als meist gesuchter Terrorist nicht nur Belgiens. Er entwischte der Polizei Anfang des Jahres bei einer Razzia im ostbelgischen Verviers, bei der zwei Islamisten erschossen wurden.

Samy Amimour (28): Der gebürtige Franzose gehörte zu den Selbstmord-Attentätern, die den Überfall auf das Konzert im Bataclan durchführten. Er war offenbar bereits 2012 einmal in das Visier der Fahndungsbehörden geraten. Damals liefen Ermittlungen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Bevor er verhaftet werden konnte, tauchte der Mann unter. Angeblich habe er sich bis zu den Morden von Paris zwei Jahre in Syrien aufgehalten.

Salah Abdeslam (26): Er ist einer von drei Brüdern, von denen mindestens zwei an den Anschlägen beteiligt waren. Sein jüngerer Bruder Mohamed war bereits am Samstag verhaftet worden, musste aber gestern auf freien Fuß gesetzt werden, weil er ein Alibi hatte. Ibrahim, mit 31 Jahren der ältere Bruder, gehörte zu dem Trupp, der die Brasserie Comptoir Voltaire überfiel und sich später in die Luft sprengte. Auch Salah Abdeslam könnte längst inhaftiert sein. Bei der Rückreise von Paris geriet er offenbar nahe der französisch-belgischen Grenze in eine Kontrolle, wurde aber durchgewinkt.

Omar Ismail Mostefai (29): Der gebürtige Algerier tötete sich selbst nach dem Überfall auf die Bataclan-Konzerthalle. Mehrfach fiel er wegen diverser kleinerer Delikte auf, 2013 reiste er über die Türkei in Richtung Syrien aus. Nach seiner Rückkehr lebte er offenbar auch in Belgien.

Bilal Hadfi (20): Er gehört zu den Terroristen, die das Stade de France überfallen wollten. Nach einem Aufenthalt in Syrien kehrte er ebenfalls nach Belgien zurück und fiel dort auf, weil er den Islam fundamentalistisch auslegte.

Den Sicherheitsbehörden zufolge gibt es auffällige Parallelen: Fast alle lebten in den heruntergekommenen Vororten ihrer Städte, waren arbeitslos oder hatten Gelegenheitsjobs. Alle hatten den Kontakt zu ihren Familien abgebrochen. Und: Keiner war bisher im Gefängnis. Eine Radikalisierung dort kann also nicht stattgefunden haben.

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