Wenn Studenten in Kellern hausen

Berlin. Sie nächtigen in Notunterkünften, manche auf Campingplätzen, andere haben mit Glück noch einen der seltenen Wohnheimplätze ergattert: Bezahlbare Unterkünfte für Studenten sind rar geworden, selbst das Mensa-Essen wird inzwischen wegen der vielen Studienanfänger knapp. Die Bundesregierung ruft daher jetzt die Länder dazu auf, schnell für Abhilfe zu sorgen

Berlin. Sie nächtigen in Notunterkünften, manche auf Campingplätzen, andere haben mit Glück noch einen der seltenen Wohnheimplätze ergattert: Bezahlbare Unterkünfte für Studenten sind rar geworden, selbst das Mensa-Essen wird inzwischen wegen der vielen Studienanfänger knapp. Die Bundesregierung ruft daher jetzt die Länder dazu auf, schnell für Abhilfe zu sorgen.Die Berichte aus einigen Universitätsstädten sind dramatisch: In Berlin warten hunderte Studenten auf einen Wohnheimplatz, in München werden Zimmer an Erstsemester verlost, in Hamburg wurden Notbetten in Turnhallen aufgestellt. In Münster ist die Bevölkerung sogar aufgerufen worden, zusätzlichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Hintergrund ist, dass der Ansturm auf die Unis wegen der doppelten Abi-Jahrgänge und der ausgesetzten Wehrpflicht so hoch ist wie nie: Starteten im vergangenen Jahr zum Wintersemester noch 446 000 Studienanfänger, so drängeln sich jetzt über 500 000 neue Studenten an den Hochschulen. Da wird der Kampf um einen Platz im Hörsaal zunehmend auch einer um eine bezahlbare Bude.

Der Städte- und Gemeindebund (DStGB) spricht schon offen von einer "Wohnungsnot" unter Studenten, so Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Das Angebot an Wohnheimplätzen, Zimmern oder günstigen Apartments sei längst nicht so stark gestiegen wie die Zahl der Studienplätze. "Es ist eng", weiß auch der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Rolf Dobischat. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 225 000 öffentlich geförderte Wohnplätze für Studierende, 25 000 zusätzliche Wohnheimplätze würden nun rasch benötigt, so Dobischat. Doch nur 9000 seien derzeit bundesweit in Bau oder in Planung. Bund und Länder müssten daher den Ausbau der Studienplätze endlich mit Investitionen in die soziale Infrastruktur flankieren, fordert der Präsident.

Für die Bundesregierung ist klar: "Für gute Studienbedingungen ist es wichtig, dass vor Ort bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht", betont ein Sprecher von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Die Länder müssten "den Ausbau von Wohnheimplätzen gerade dort vorantreiben, wo die Situation besonders angespannt ist." Die Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), will die Regierung freilich nicht aus der Pflicht entlassen: Sie fordert ein zusätzliches Bund-Länder-Sonderprogramm für den schnellen Ausbau der gesamten sozialen Infrastruktur an den Unis. Das betrifft auch die Mensen. Da der weitaus größte Teil aller Studierenden aus Kostengründen dort esse, "gibt es inzwischen sogar Engpässe bei der Hochschulgastronomie, weil die Plätze einfach nicht ausreichen", hat Burchardt beobachtet. has

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