Wenn braune Schläger nicht nur den Ball jagen

Der Fußballplatz in Dornburg südöstlich von Magdeburg liegt am Ortsrand der kleinen Gemeinde. Das Gras ist in der Saisonpause ungemäht, am Rand steht eine braun angestrichene Hütte. "Unsere Liebe - Unser Leben - Unser Verein", heißt es dort. Hakenkreuzfahnen oder ausländerfeindliche Sprüche an den Hauswänden sucht man vergeblich. Trotzdem - der Verein FC Ostelbien Dornburg gilt als Sammelbecken von Neonazis. Er sorgt mit Schlägereien und brutalen Fouls für Schlagzeilen. "Wir haben schon vor Jahren festgestellt, dass sich dort viele Rechtsextremisten tummeln", berichtete gestern der Chef des Landesverfassungsschutzes, Jochen Hollmann. 15 von 18 Spielern des Clubs seien den Staatsschützern demnach als Rechtsextreme bekannt. Schiedsrichter und Gegner werden beleidigt und bedroht. "Wir sind seit spätestens Anfang des Jahres ständig mit dem Fußball-Landesverband in Kontakt, weil die Aktivitäten des FC Ostelbien Dornburg seit Anfang des Jahres deutlich an Intensität und Brutalität zugenommen haben", sagt Lutz Bengsch, Vorstandsvorsitzender beim Landessportbund Sachsen-Anhalt. Beispiel Paplitz: In dem Genthiner Ortsteil verlor der FC Ostelbien im Juni ein Relegationsspiel um den Aufstieg in die Kreisoberliga. Hatte es schon während der Partie ruppige Fouls gegeben, sollen Ostelbier nach dem Abpfiff auf Paplitzer Spieler eingeschlagen haben. Vier Paplitzer erstatteten Anzeigen. Inzwischen ermittelt der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz, erklärt ein Polizeisprecher. Auch bei einem Hallenturnier in Gommern gab es im Januar gewaltsame Übergriffe, auch hier wurden Anzeigen erstattet. "Das geht von Körperverletzungen, Beleidigungen, bis hin zu volksverhetzenden Äußerungen. Das ganze Repertoire", sagt Hilma Steffen vom Landesverfassungsschutz. In Medien wird über Übergriffe auf ausländische Spieler mitten auf dem Spielfeld berichtet, Schiedsrichter weigerten sich aus Sorge um ihre Gesundheit, Spiele zu pfeifen. Auf Filmmaterial des MDR ist beispielsweise zu sehen, wie ein Spieler den Unparteiischen mit den Worten "brauchst dich nicht wundern, wenn wir dich irgendwann mal anstecken", bedroht. Sie haben auch deshalb ein Zeichen gesetzt. 59 von 65 Schiedsrichtern des Kreisverbandes Jerichower Land weigern sich, Spiele des unterklassigen Klubs aus Sachsen-Anhalt zu pfeifen. "Die Übergriffe überschreiten das erträgliche Maß", sagt Hollmann dazu. Er finde es richtig, wenn andere Mannschaften und Schiedsrichter sich inzwischen weigerten, gegen den Verein zu spielen oder Spiele zu leiten. "Ich weiß nur, dass man Rechtsextremisten keinen Spielraum geben darf." Inzwischen hat auch der Landessportbund im Schulterschluss mit dem Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) eine härtere Gangart gegen den Verein angekündigt. Schon 2011 hatte der FSA versucht, dem damals erst gegründeten Verein die Lizenz zu verweigern - war damit aber gerichtlich in einem Eilverfahren gescheitert. Nun soll es einen zweiten Anlauf geben. Verfassungsschützer Hollmann begrüßt dies. "Ein Verbot könnte ein Signal sein, auch überregional, dass wir solche Erscheinungen nicht wollen." Auch die oppositionellen Grünen im Landtag fordern den Ausschluss. "Es ist der richtige Schritt, aber bei weitem überfällig", sagt der Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel. Der Fußballverband habe vor Jahren den Fehler gemacht, den Rechtsstreit um die Lizenzverweigerung nicht durch alle Instanzen geführt zu haben. Experten haben wiederholt gewarnt, dass Rechtsextremisten nicht nur Musik, sondern auch den Fußball nutzen könnten, um gezielt neue Anhänger zu werben. Im Fall des Vereins FC Ostelbien Dornburg hat der Verfassungsschutz keine Beweise für eine Instrumentalisierung. "Dafür haben wir noch keine belegbaren Erkenntnisse", sagt Hollmann. Im Moment sei der Verein eher ein Sammelbecken von Rechtsextremisten , die Fußball spielen. Bereits gestern wollte sich der FSA auf einer Präsidiumssitzung voraussichtlich ebenfalls für ein Ausschlussverfahren gegen den FC Ostelbien aussprechen. Die Entscheidung soll am Dienstag bekanntgemacht werden.

Der Fußballplatz in Dornburg südöstlich von Magdeburg liegt am Ortsrand der kleinen Gemeinde. Das Gras ist in der Saisonpause ungemäht, am Rand steht eine braun angestrichene Hütte. "Unsere Liebe - Unser Leben - Unser Verein", heißt es dort. Hakenkreuzfahnen oder ausländerfeindliche Sprüche an den Hauswänden sucht man vergeblich. Trotzdem - der Verein FC Ostelbien Dornburg gilt als Sammelbecken von Neonazis.

Er sorgt mit Schlägereien und brutalen Fouls für Schlagzeilen. "Wir haben schon vor Jahren festgestellt, dass sich dort viele Rechtsextremisten tummeln", berichtete gestern der Chef des Landesverfassungsschutzes, Jochen Hollmann. 15 von 18 Spielern des Clubs seien den Staatsschützern demnach als Rechtsextreme bekannt.

Schiedsrichter und Gegner werden beleidigt und bedroht. "Wir sind seit spätestens Anfang des Jahres ständig mit dem Fußball-Landesverband in Kontakt, weil die Aktivitäten des FC Ostelbien Dornburg seit Anfang des Jahres deutlich an Intensität und Brutalität zugenommen haben", sagt Lutz Bengsch, Vorstandsvorsitzender beim Landessportbund Sachsen-Anhalt.

Beispiel Paplitz: In dem Genthiner Ortsteil verlor der FC Ostelbien im Juni ein Relegationsspiel um den Aufstieg in die Kreisoberliga. Hatte es schon während der Partie ruppige Fouls gegeben, sollen Ostelbier nach dem Abpfiff auf Paplitzer Spieler eingeschlagen haben. Vier Paplitzer erstatteten Anzeigen. Inzwischen ermittelt der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz, erklärt ein Polizeisprecher. Auch bei einem Hallenturnier in Gommern gab es im Januar gewaltsame Übergriffe, auch hier wurden Anzeigen erstattet. "Das geht von Körperverletzungen, Beleidigungen, bis hin zu volksverhetzenden Äußerungen. Das ganze Repertoire", sagt Hilma Steffen vom Landesverfassungsschutz.

In Medien wird über Übergriffe auf ausländische Spieler mitten auf dem Spielfeld berichtet, Schiedsrichter weigerten sich aus Sorge um ihre Gesundheit, Spiele zu pfeifen. Auf Filmmaterial des MDR ist beispielsweise zu sehen, wie ein Spieler den Unparteiischen mit den Worten "brauchst dich nicht wundern, wenn wir dich irgendwann mal anstecken", bedroht. Sie haben auch deshalb ein Zeichen gesetzt. 59 von 65 Schiedsrichtern des Kreisverbandes Jerichower Land weigern sich, Spiele des unterklassigen Klubs aus Sachsen-Anhalt zu pfeifen.

"Die Übergriffe überschreiten das erträgliche Maß", sagt Hollmann dazu. Er finde es richtig, wenn andere Mannschaften und Schiedsrichter sich inzwischen weigerten, gegen den Verein zu spielen oder Spiele zu leiten. "Ich weiß nur, dass man Rechtsextremisten keinen Spielraum geben darf."

Inzwischen hat auch der Landessportbund im Schulterschluss mit dem Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) eine härtere Gangart gegen den Verein angekündigt. Schon 2011 hatte der FSA versucht, dem damals erst gegründeten Verein die Lizenz zu verweigern - war damit aber gerichtlich in einem Eilverfahren gescheitert. Nun soll es einen zweiten Anlauf geben.

Verfassungsschützer Hollmann begrüßt dies. "Ein Verbot könnte ein Signal sein, auch überregional, dass wir solche Erscheinungen nicht wollen." Auch die oppositionellen Grünen im Landtag fordern den Ausschluss. "Es ist der richtige Schritt, aber bei weitem überfällig", sagt der Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel. Der Fußballverband habe vor Jahren den Fehler gemacht, den Rechtsstreit um die Lizenzverweigerung nicht durch alle Instanzen geführt zu haben.

Experten haben wiederholt gewarnt, dass Rechtsextremisten nicht nur Musik, sondern auch den Fußball nutzen könnten, um gezielt neue Anhänger zu werben. Im Fall des Vereins FC Ostelbien Dornburg hat der Verfassungsschutz keine Beweise für eine Instrumentalisierung. "Dafür haben wir noch keine belegbaren Erkenntnisse", sagt Hollmann. Im Moment sei der Verein eher ein Sammelbecken von Rechtsextremisten , die Fußball spielen.

Bereits gestern wollte sich der FSA auf einer Präsidiumssitzung voraussichtlich ebenfalls für ein Ausschlussverfahren gegen den FC Ostelbien aussprechen. Die Entscheidung soll am Dienstag bekanntgemacht werden.

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HintergrundDem saarländischen Fußballverband sind keine Rechtsextremisten in heimischen Vereinen bekannt. "Da geht bei uns keine rote Lampe an", sagte Geschäftsführer Andreas Schwinn unserer Zeitung. Auch Ausländerfeindlichkeit sei kein Thema. "Wir registrieren da keine Zunahme", sagte Schwinn. Um solche Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen, sei man präventiv tätig geworden, so zum Beispiel im Jahr 2013 mit der Aktion "Gewalt hat keine Klasse". Dabei wurden an einem Wochenende im September die Spiele in allen aktiven Klassen für rund zehn Minuten unterbrochen, um für Fairness untereinander und gegenüber den Schiedsrichtern zu werben. jöw

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