Welthungerhilfe schlägt AlarmBeratungen über Lebensmittelkrise

Berlin. Die Zahl der Hungernden auf 400 Millionen halbieren, dieses "Millenniumsziel" beschlossen die versammelten Staatschefs der Uno vor acht Jahren. Inzwischen droht wegen der starken Preissteigerungen für Lebensmittel das glatte Gegenteil einzutreten

Berlin. Die Zahl der Hungernden auf 400 Millionen halbieren, dieses "Millenniumsziel" beschlossen die versammelten Staatschefs der Uno vor acht Jahren. Inzwischen droht wegen der starken Preissteigerungen für Lebensmittel das glatte Gegenteil einzutreten. Die Deutsche Welthungerhilfe rechnet damit, dass bald bis zu eine Milliarde Menschen ohne ausreichenden Zugang zu Nahrung und Wasser sein werden. Sie fordert eine Wende in der Agrarpolitik - in der dritten Welt, aber auch in Europa.

Ursache für die steigenden Nahrungsmittelpreise ist laut Hans-Joachim Preuß, dem Generalsekretär der Welthungerhilfe, auf der Nachfrageseite das globale Bevölkerungswachstum und die langsame Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in den Schwellenländern auf fleischreichere Kost. Dem steht laut Preuß auf der Angebotsseite eine jahrelange Vernachlässigung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern gegenüber. Dazu kommt, dass immer mehr Flächen für Biokraftstoffe genutzt werden. Die Klimaveränderung sorgt zudem für Ernteausfälle. Die Lücke zwischen steigender Nachfrage und stagnierendem Angebot nutzen Spekulanten an den Terminbörsen und treiben die Preise weiter hoch. In Entwicklungsländern aber haben die Menschen kaum Spielraum, um auf diese Entwicklung zu reagieren. Sie brauchen schon jetzt rund 80 Prozent ihres Einkommens für Nahrung. In Europa sind es nur zehn bis 20 Prozent.

Höhere Nahrungsproduktion

Die Welthungerhilfe fordert eine schnelle Ausweitung der Nahrungsmittelproduktion weltweit. Die Reaktivierung stillgelegter Flächen in Europa sei eine richtige Maßnahme. Nun müsse auch die Subventionierung von Agrartreibstoffen wenigstens vorübergehend beendet werden; auch solle man von hohen Beimischungsquoten Abstand nehmen. Die Entwicklungshilfe müsse verstärkt auf die Förderung der Agrarwirtschaft, vor allem auf Ertragssteigerungen ausgerichtet werden. Denn zusätzliche Flächen stünden kaum zur Verfügung. Und schließlich fordert die Welthungerhilfe auch ein Ende der EU-Agrarsubventionen. Diese sollten früher als geplant auslaufen.

Die Organisation verzeichnet inzwischen wieder eine normale Spendenbereitschaft in der Bevölkerung, nachdem es wegen der Affäre um die Hilfsorganisation Unicef Ende letzten Jahres einen Einbruch gegeben hatte, sagte die Vorsitzende Ingeborg Schäuble. 90 Prozent der Einnahmen von insgesamt 135 Millionen Euro landeten bei den Projekten in der dritten Welt, nur zehn Prozent würden für Personal oder Öffentlichkeitsarbeit verbraucht. Für die Opfer des Zyklons in Birma erhielt die Welthungerhilfe bisher Spenden in Höhe von 2,2 Millionen Euro, weitere neun Millionen bekommt sie aus EU- und anderen Mitteln.

Doch ist die Hilfsaktion in Birma laut Schäuble weiterhin schwierig. Die deutschen Helfer würden trotz gegenteiliger Zusagen der Militärregierung noch immer nicht in das Katastrophengebiet gelassen, sondern nur einheimische Partnerorganisationen.Rom. Die Welternährungsorganisation FAO will auf einer hochkarätig besetzten Konferenz heute in Rom neue Konzepte zur Überwindung der weltweiten Lebensmittelkrise erläutern. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wird die dreitägige Konferenz eröffnen, auf der ein Aktionsplan verabschiedet werden soll. Nach Diplomatenangaben soll ein Krisenteam gebildet werden, in dem die Spitzen der zuständigen UN-Organisationen sowie IWF und Weltbank besser zusammenarbeiten sollen. FAO-Chef Jacques Diouf warnte vor Bürgerkriegen in einigen besonders betroffenen Ländern. Hungerproteste wegen gestiegener Lebensmittelpreise gab es bereits in Ägypten, Haiti, Kamerun, der Elfenbeinküste, Äthiopien, Madagaskar, den Philippinen und Indonesien. Laut FAO sind 22 Länder von den hohen Preisen besonders betroffen. afp

Hintergrund

90 Prozent der Welthungerhilfe-Einnahmen von insgesamt 135 Millionen Euro landeten bei den Projekten in der dritten Welt, nur zehn Prozent würden für Personal oder Öffentlichkeitsarbeit verbraucht. Für die Opfer des Zyklons in Birma erhielt die Welthungerhilfe bisher Spenden in Höhe von 2,2 Millionen Euro, weitere neun Millionen bekommt sie aus EU- und anderen Mitteln. Doch ist die Hilfsaktion in Birma laut Schäuble weiterhin schwierig. Die deutschen Helfer würden trotz gegenteiliger Zusagen der Militärregierung noch immer nicht in das Katastrophengebiet gelassen, sondern nur einheimische Partnerorganisationen. kol

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