War Walesa ein Geheimagent?

Warschau · Neu entdeckte Dokumente sollen eine enge Zusammenarbeit des legendären polnischen Solidarnosc-Führers Lech Walesa mit dem damaligen kommunistischen Geheimdienst belegen. Es sei "eine handschriftliche Zusage zur Zusammenarbeit" entdeckt worden, teilte das Institut für Nationales Gedenken (IPN) gestern in Warschau mit.Der Gewerkschaftsführer und spätere Präsident Walesa zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten Polens in den vergangenen Jahrzehnten, um die Bewertung seines Wirkens wird seit langem erbittert gestritten.

Walesa, der sich derzeit in Venezuela aufhält, wies die Anschuldigungen umgehend zurück. "Es können keine von mir stammenden Dokumente vorliegen", erklärte der 72-Jährige. Er werde sich juristisch gegen die neuerlich erhobenen Vorwürfe wehren.

Bei der Zusage sei auch der Tarnname "Bolek" zum Einsatz gekommen, teilte IPN-Chef Lukasz Kaminski mit. Zudem lägen Quittungen über Honorarzahlungen vor. Zum "Dossier Bolek" gehören 279 Dokumente aus den Jahren 1970 bis 1976, wie Kaminski erläuterte. Ein Experte für Archivfragen habe die Authentizität der Dokumente bestätigt. Gefunden wurden die Unterlagen im Erbe des früheren Innenministers und Geheimdienstchefs Czeslaw Kiszczak. Dessen Witwe habe versucht, die Dokumente zu versilbern, sagte der IPN-Chef. Bereits früher war dem Friedensnobelpreisträger in zwei Büchern vorgeworfen worden, in den 70er Jahren Werftkollegen für die kommunistische Geheimpolizei SB bespitzelt zu haben. Ein Sondergericht sprach Walesa aber vor mehr als 15 Jahren von allen Spitzelvorwürfen frei.

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