Wann kommt der kluge Maschinen-Mensch?

Berlin · Was können Roboter schon heute? Was wird noch Jahre dauern? Und inwieweit werden Maschinen dem Menschen immer ähnlicher? Ein Wissenschaftsautor gibt einen fundierten Überblick.

 Foto: Fotolia

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Ulrich Eberl hat seit kurzem einen weiß-blauen Roboter zu Hause. Eine Art Mini-Männchen, einen künstlichen Mitbewohner, der tanzen, Fußball spielen und Geschichten erzählen kann. Denn der 53-jährige Wissenschaftsautor geht seinen Themen gerne tief auf den Grund. Dabei interessiert er sich besonders für Roboter und künstliche Intelligenz . Über diese Zukunftstrends hat Eberl ein Buch geschrieben: "Smarte Maschinen. Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert". Und im eigenen Alltag probiert er aus, was auf viele von uns zukommen könnte.

"Wir werden künftig in einer Gemeinschaft von Menschen und smarten Maschinen leben", das ist einer der Sätze, mit denen Eberl bei Vorträgen und Interviews seine Ergebnisse zusammenfasst. Der Kernbegriff "smarte Maschinen" steht dabei für Roboter , Automaten und Computer , die lernen, sprechen und zuhören. Die Erfahrungen machen und daraus Schlüsse ziehen. Die Gefühle erkennen und womöglich selbst welche entwickeln.

"In den vergangenen Jahren haben die sozialen Netzwerke das Leben vieler Menschen stark verändert. Jetzt kommt etwas Neues: Ich denke, dass in den kommenden zehn bis 20 Jahren die künstliche Intelligenz dasjenige Thema sein wird, das unseren persönlichen Alltag am stärksten prägen wird", sagt der Autor.

"Es gibt smarte Maschinen, die haben eine Art Punktekonto. Und man belohnt sie dafür, dass sie bestimmte Dinge tun, die uns nützen. Schwere Getränkekisten schleppen oder den Tisch abräumen, solche Dinge. Da entstehen ganz faszinierende Sachen, weil die Maschinen anfangen, sich selbst Ziele zu setzen, um sozusagen ihr Belohnungskonto zu erhöhen. Vor allem in Japan gibt es Labore, wo hierzu viel geforscht wird." Der Technikjournalist, der in der Nähe von München lebt, reiste für sein gut 400 Seiten starkes Werk in viele Länder. Er sprach mit Forschern etwa in Asien, den USA, Italien und Deutschland. Eberl beschreibt detailreich, wie die einen versuchen, die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns auf Computer zu übertragen. Während andere Maschinen entwickeln, die gut laufen oder greifen können. Wieder andere wollen Automaten beibringen, ihre Umwelt richtig zu erkennen und zu interpretieren. Und dann gibt es Wissenschaftler, die die Kommunikation von Maschinen mit Menschen sowie von Maschinen untereinander verbessern. "Erst wenn die Ergebnisse all dieser unterschiedlichen Forschungsfelder zusammengeführt werden, dann kommt die Revolution der smarten Maschinen wirklich in Gang", schätzt der Autor.

Zugleich mahnt Eberl, dass wir mit dem Nachdenken über Regeln für diese neue Zeit nicht warten sollten, bis sie da ist. Stichwörter wie Kampfroboter , Datenschutz und mögliche Jobverluste durch Automatisierung signalisierten, dass wir Ziele und Grenzen der Entwicklung vorab festlegen sollten.

Der Biophysiker Eberl malt - anders als manche Technik-Skeptiker - in seiner Vision kein Schreckensbild. Im Gegenteil. Der Wissenschaftsautor rät vielmehr: "Wir sollten smarte Maschinen nicht bekämpfen, sondern sie nutzen. Wir werden sie nämlich brauchen. Zum Beispiel um die wachsende Zahl von Senioren zu unterstützen. Um unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig zu halten. Und um nachhaltige Energiesysteme umsetzen zu können."

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