Wahlkampfparty in Südafrikas Townships

Kapstadt. Die Straßen von Khayelitsha swingen. Es ist Zuma-Tag im drittgrößten Township Südafrikas. Der ANC-Präsident Jakob Zuma ist zur Wahlkampfparty gekommen. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen leben hier, zusammengepfercht in Hütten aus Blech, Holz und Pappe, 90 Prozent sind Schwarze

 Zur Wahlveranstaltung im Township Khyalitsha in Kapstadt sind Tausende gekommen. Foto: dpa

Zur Wahlveranstaltung im Township Khyalitsha in Kapstadt sind Tausende gekommen. Foto: dpa

Kapstadt. Die Straßen von Khayelitsha swingen. Es ist Zuma-Tag im drittgrößten Township Südafrikas. Der ANC-Präsident Jakob Zuma ist zur Wahlkampfparty gekommen. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen leben hier, zusammengepfercht in Hütten aus Blech, Holz und Pappe, 90 Prozent sind Schwarze. "Das Land gehört allen, den Schwarzen und den Weißen", ruft der bullige Mann den jubelnden 20 000 zu. "Wir haben die Barrieren zwischen Arm und Reich niedergerissen." Arbeitsplätze verspricht er, Ausbildung, Wohnungsbau, Kampf gegen das Verbrechen. Je länger er spricht, desto mehr reißt er die Menschen mit. Jacob Zuma polarisiert. Er schürt Hoffnungen bei den einen, weckt Ängste bei den anderen. Der umstrittene ANC-Präsident, der am 25. August wegen Korruption, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Betrug vor Gericht gestellt werden soll, spaltet nicht nur das Land.

Ein Machtkampf innerhalb des ANC hat auch die einst stolze Befreiungsbewegung zerrissen. Die gnadenlose Rivalität zwischen Zuma und seinem Vorgänger Thabo Mbeki, die spätestens mit der Abwahl Mbekis von der ANC-Spitze im Dezember 2007 offen ausgebrochen ist, hat sich unaufhaltsam zum Bruderkrieg ausgewachsen. Durch die Abspaltung der neuen Bewegung "Congress of the People" vom ANC und eine strategische Neuausrichtung der größten Oppositionspartei, der Demokratischen Allianz unter der machtbewussten Kapstädter Oberbürgermeisterin Helen Zille, steht Südafrika am 22. April vor den wahrscheinlich wichtigsten Wahlen seit dem Ende des Apartheid-Regimes.

Das Land ist für einen polarisierenden Richtungswahlkampf jedoch denkbar schlecht aufgestellt. Im Frühjahr 2008 erschütterten Ausschreitungen die Regenbogennation. Die Armutsschere im reichen Südafrika ist immer noch groß: Laut einer Regierungsstudie leben 20 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosenquote liegt bei 40, in manchen Regionen bei über 50 Prozent.

Die "politischen Risikofaktoren" seien enorm, stellt der Vize des "Insituts für Rassenbeziehungen", Frans Cronje, fest: Arbeitslosigkeit, Aids, Korruption, Kriminalität, ein marodes Bildungs- und Gesundheitssystem. Die Lebensmittelpreise sind explodiert, das Wirtschaftwachstum leidet unter der Finanzkrise. Die Wahl wird für die stabilste Demokratie Afrikas zur Bewährungsprobe. che

 Zur Wahlveranstaltung im Township Khyalitsha in Kapstadt sind Tausende gekommen. Foto: dpa

Zur Wahlveranstaltung im Township Khyalitsha in Kapstadt sind Tausende gekommen. Foto: dpa

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