Wahlkampf ums höchste Staatsamt

Berlin. Beim ersten Mal musste Gesine Schwan (Foto: dpa) nur 80 Tage durchhalten. Zweieinhalb Monate lang war die Hochschul-Professorin aus dem brandenburgischen Frankfurt/Oder im Frühjahr 2004 die rot-grüne Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten. Sie schlug sich beachtlich. Der zweite Anlauf dürfte für Schwan um einiges schwieriger werden

Berlin. Beim ersten Mal musste Gesine Schwan (Foto: dpa) nur 80 Tage durchhalten. Zweieinhalb Monate lang war die Hochschul-Professorin aus dem brandenburgischen Frankfurt/Oder im Frühjahr 2004 die rot-grüne Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten. Sie schlug sich beachtlich. Der zweite Anlauf dürfte für Schwan um einiges schwieriger werden.

Wenn die 65-Jährige heute von der SPD als Gegenkandidatin zu Horst Köhler nominiert ist, wird es bis zur Wahl am 23. Mai 2009 noch fast ein Jahr dauern.

Am Wochenende bekam Schwan schon einen Vorgeschmack darauf, was sie erwartet. Noch vor dem offiziellen Beginn des Machtkampfs um das höchste Staatsamt sieht sich Schwan den ersten persönlichen Vorwürfen ausgesetzt. Angeblich nutzte sie den guten Ruf, den sie seit der ersten Kandidatur zweifellos hat, um in der Industrie Geld für ihre Hochschule zu sammeln: Auf dem Briefpapier ihrer Viadrina-Universität aus Frankfurt/Oder bat sie den Pharmakonzern Ratiopharm im Juni 2007 um einen "nennenswerten Betrag". Außerdem erhielt sie vom Firmenerben Philipp Merckle 20000 Euro Vortragshonorar. Schwan bestreitet dies auch nicht. Das Geld habe sie aber nicht selbst behalten, sondern an die Uni abgeführt. Und schon gar nicht habe sie ihre "persönliche Reputation" in den Dienst des Pharmakonzerns gestellt. Trotzdem: Die politische Konkurrenz sieht die Glaubwürdigkeit der Kandidatin bereits erschüttert. "Auf das höchste Staatsamt darf kein Schatten fallen", mahnte CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer. Die "Spenden-Connection" ("Wirtschaftswoche") ist aber nur ein Randaspekt der eigentlichen Auseinandersetzung: Deutschland steht in den nächsten Monaten vor einem Wahlkampf, den es so noch nie gab. Erstmals tritt ein Staatsoberhaupt an, ohne dass es seiner Wiederwahl sicher sein kann. Und innerhalb der Koalition ist die Bereitschaft, aufeinander Rücksicht zu nehmen, auf ein Mindestmaß gesunken. Zu Spekulationen über ein vorzeitiges Ende von Schwarz-Rot sagte SPD-Chef Kurt Beck gestern aber nur: "Blanker Unfug." Gleich serienweise warnen Spitzenpolitiker der Union nun, dass die SPD mit Schwans Kandidatur den Boden für ein Linksbündnis auf Bundesebene bereiten wolle. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla schimpfte gestern gar: "Wenn die Sozialdemokraten sich ernsthaft dafür entscheidet, einen Kandidaten gegen Bundespräsident Horst Köhler aufzustellen, macht sie sich zur Marionette der Linkspartei und der NPD."

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