Viereinhalb Jahre Haft für Pfahls

Augsburg. Der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls ist gestern zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren wegen Betrugs und Bankrotts verurteilt worden. Der 68-Jährige hatte Millionen besessen und sich gleichzeitig seinen Schuldnern gegenüber als mittellos ausgegeben

Augsburg. Der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls ist gestern zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren wegen Betrugs und Bankrotts verurteilt worden. Der 68-Jährige hatte Millionen besessen und sich gleichzeitig seinen Schuldnern gegenüber als mittellos ausgegeben. Seine Ehefrau muss wegen Beihilfe zum Bankrott und Betrug für zwei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Der mitangeklagte saarländische Lobbyist Dieter Holzer erhielt vom Landgericht Augsburg eine Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten wegen Beihilfe zum Bankrott."Geiz ist eben nicht nur geil, sondern auch strafbar", sagte der Vorsitzende Richter Rudolf Weigell in der Urteilsbegründung. Pfahls habe mit dem festen Entschluss gehandelt, die Forderungen seiner Gläubiger nicht zu begleichen und sich als vermögenslos darzustellen. Dabei sei das Motiv des Ex-CSU-Politikers völlig unklar - schließlich wäre dem Richter zufolge auch nach der Begleichung aller Schulden noch immer genug übrig geblieben. Laut Staatsanwaltschaft verfügte Pfahls über mehr als fünf Millionen Euro. Der Justiz, dem Finanzamt und dem Verteidigungsministerium schuldete er laut Anklage rund 3,5 Millionen Euro.

In seiner Urteilsbegründung bezeichnete Richter Weigell Holzer als "Strippenzieher im Hintergrund". "Im Prozess führte er ein Schattendasein, was seinem Typus entspricht", sagte er. Das Geständnis des 69-Jährigen wertete Weigell als halbherzig - der Lobbyist hatte im Prozess zugegeben, Pfahls beim Verkauf einer Villa in Südfrankreich an einen Strohmann geholfen und sich damit strafbar gemacht zu haben. Dann aber plädierte Holzers Anwalt Dirk Lammer kurz vor dem erwarteten Abschluss des Verfahrens am Montag überraschend auf Freispruch. "Herr Holzer hat ein Geständnis abgelegt oder doch nicht oder vielleicht", sagte Weigell mit Blick auf den Zickzack-Kurs der Verteidigung. "Das überzeugt nicht", betonte er. Zudem habe Holzer gewusst, dass Pfahls sein Vermögen vor seinen Gläubigern verstecken wollte.

Pfahls war 1999 untergetaucht, nachdem im Zusammenhang mit dubiosen Rüstungsgeschäften des Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber der Verdacht auf Schmiergeldzahlungen aufgekommen war. 2004 wurde er in Paris gefasst und 2005 in Augsburg wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. dpaFoto: Widmann/dapd

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