Viele Deutsche blicken mit Sorge auf 2016

Hamburg · Jahrelang überwog bei den Deutschen die Zuversicht. Aber Terroranschläge, Flüchtlingswelle und wachsende Gräben in der EU hinterlassen Spuren. Forscher sehen einen deutlichen Stimmungswandel.

Erstmals seit Jahren blickt die Mehrheit der Deutschen eher mit Angst als Zuversicht auf das kommende Jahr. In einer repräsentativen Studie stellte das Meinungsforschungsinstitut GfK jetzt einen starken Stimmungsumschwung fest. Während sich 55 Prozent der im November im Auftrag der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen interviewten Menschen über 14 Jahre angsterfüllt zeigten, waren es im Vorjahr nur 31 Prozent. Der wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung, Ulrich Reinhardt, sprach von einer Rückkehr der "German Angst". Unter diesem international oft zitierten Phänomen versteht man, dass die Deutschen häufig Sorgen haben, die Zukunft werde nicht so positiv wie die Gegenwart. Reinhardts Kollege Horst Opaschowski bestätigte: "Die Stimmung kippt."

Er berief sich dabei auch auf eine andere repräsentative Befragung: Das Ipsos-Institut ermittelte bei über 14-jährigen Deutschen Anfang Dezember, dass jeder Zweite dem kommenden Jahr "mit großer Skepsis und gemischten Gefühlen" entgegensieht. Der Anteil der Pessimisten stieg von 27 Prozent auf 50 Prozent. Nur 18 Prozent der 1000 Befragten stimmten dem Satz zu: "Dem kommenden Jahr sehe ich mit großer Zuversicht und Optimismus entgegen." Vor einem Jahr hatten sich noch 45 Prozent als Optimisten bekannt.

Als mögliche Ursache für das Ergebnis nannten beide Zukunftsforscher vor allem die Flüchtlingskrise in Europa und die jüngsten Terroranschläge in Paris. 79 Prozent der Befragten befürchten zudem laut GfK-Studie, dass die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands größer werden (2014: 66 Prozent). 70 Prozent gehen davon aus, dass Europa weiter auseinanderdriften wird (2014: 60 Prozent).

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