Kampfflugzeugen der Luftwaffe im Einsatz USA schießen mutmaßlichen Spionageballon aus China über Atlantik ab

Washington · Luftraum und Seegebiet waren zuvor gesperrt worden. Die Trümmerteile sollen nun geborgen werden. China hatte erklärt, es handele sich lediglich um ein Flugobjekt zur Wetterforschung, das vom Kurs abgekommen sei.

 Ein Höhenballon schwebt über Billings im Bundesstaat Montana.  Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon über dem Norden der USA gesichtet. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit.

Ein Höhenballon schwebt über Billings im Bundesstaat Montana. Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon über dem Norden der USA gesichtet. Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das Pentagon am Donnerstag mit.

Foto: dpa/Larry Mayer

Die USA haben vor der Küste der Staaten North und South Carolina einen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon abgeschossen. Eine Operation zur Bergung der Trümmerteile lief an. Fernsehbilder zeigten am Samstag eine kleine Explosion, anschließend fiel der Ballon in Richtung Wasser. US-Militärflugzeuge flogen in der Nähe. Der Ballon sei von Kampfflugzeugen der Luftwaffe abgeschossen worden, sagten zwei Gewährsleute der Nachrichtenagentur AP.

US-Bundesluftfahrtbehörde FAA sperrte vorübergehend Luftraum

Zuvor hatte die US-Bundesluftfahrtbehörde FAA vorübergehend den Luftraum über der Küste der beiden Carolinas gesperrt. Die Küstenwache wies Schiffe an, die Gegend umgehend zu verlassen. Als Grund wurden US-Militäroperationen genannt, „die eine bedeutende Gefahr darstellen“.

Der Ballon war zunächst über Montana gesichtet worden, wo sich auf dem Luftwaffenstützpunkt Malmstrom Air Force Base amerikanische Atomraketensilos befinden. US-Präsident Joe Biden lehnte einen Abschuss des Ballons über Land auf Anraten des Verteidigungsministeriums ab. Dort wurde befürchtet, die Trümmer könnten Menschen am Boden verletzen. Als Reaktion auf eine Reporterfrage sagte Biden am Samstag knapp: „Wir werden uns darum kümmern.“

Ballon hatte Größe von etwa drei Schulbussen

Der Ballon in der Größe von etwa drei Schulbussen flog zuletzt in einer Höhe von 18 300 Metern Richtung Südosten über die US-Staaten Kansas und Missouri hinweg. Am Samstagmorgen (Ortszeit) wurde er auf dem Weg Richtung Atlantikküste über North Carolina gesichtet.

Der mutmaßliche chinesische Spionageballon über US-Territorium belastete die ohnehin angespannten diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern weiter. Nach der Entdeckung des Ballons sagten die Vereinigten Staaten eine Reise von Außenminister Antony Blinken ab. Blinken sollte am Sonntag Gespräche in Peking führen mit dem Ziel, die Spannungen zwischen den USA und China zu reduzieren.

Peking spielt Bedeutung der Absage des geplanten Besuchs von Blinken herunter

Peking spielte die Bedeutung der Absage des geplanten Besuchs von Blinken herunter. Die USA und China hätten nie einen Besuch vereinbart, teilte das Außenministerium am Peking am Samstag mit. Stattdessen hätten die USA die Reise einseitig angekündigt, was China respektiert habe.

Das chinesische Außenministerium beteuerte am Samstag erneut, der Ballon sei nicht zu steuern. Es forderte die USA auf, das Land nicht aufgrund des Ballons zu verleumden. China halte sich strikt an das Völkerrecht und akzeptiere keine unbegründeten Spekulationen, sagte ein Sprecher. „Angesichts unerwarteter Situationen müssen beide Parteien Ruhe bewahren, rechtzeitig kommunizieren, Fehleinschätzungen vermeiden und Differenzen bewältigen“, hieß es in der Mitteilung.

Ein Flugobjekt zur Wetterforschung?

China gab an, es handele sich lediglich um ein Flugobjekt zur Wetterforschung, das vom Kurs abgekommen sei. Das Pentagon wies dies entschieden zurück, ebenso wie die Behauptung, der Ballon diene nicht der Überwachung und habe nur begrenzte Navigationsfähigkeiten.

Unzensierte Reaktionen im Internet spiegelten die offizielle Haltung der chinesischen Regierung wider, wonach die USA die Situation übertreiben. Viele Nutzer machten Witze über den Ballon. Einige erklärten, der Ballon könne nicht kontrolliert werden, weil die USA Beschränkungen für den Verkauf von technologischen Komponenten an China verhängt hätten. Andere machten sich über die US-Verteidigung lustig, die sich nicht einmal gegen einen Ballon verteidigen könne. Am Samstagabend war eine Suche im sozialen Netzwerk Weibo nach dem dort zu dem Thema genutzten Hashtag „wandernder Ballon“ allerdings nicht mehr möglich.

Das Pentagon bestätigte zudem Berichte über einen zweiten Ballon über Südamerika. „Wir schätzen das jetzt so ein, dass es ein weiterer chinesischer Beobachtungsballon ist“, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder später. Das chinesische Außenministerium reagierte nicht auf Fragen zu einem möglichen zweiten Ballon.

(dpa)
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