"US-Schlag gegen Iran bleibt Option"

Washington. Die US-Streitkräfte haben einen Angriffsplan für den Fall ausgearbeitet, dass der Iran Atomwaffen herstellt. Das sagte US-Generalstabschef Mike Mullen (Foto: afp) in einem Interview des Senders NBS. Ergänzend fügte Mullen hinzu: "Ich hoffe, wir müssen nicht darauf zurückgreifen, aber es ist eine wichtige Option und eine, die gut durchdacht ist

 Das Atomkraftwerk in Buschehr im Südiran. Foto: dpa

Das Atomkraftwerk in Buschehr im Südiran. Foto: dpa

Washington. Die US-Streitkräfte haben einen Angriffsplan für den Fall ausgearbeitet, dass der Iran Atomwaffen herstellt. Das sagte US-Generalstabschef Mike Mullen (Foto: afp) in einem Interview des Senders NBS. Ergänzend fügte Mullen hinzu: "Ich hoffe, wir müssen nicht darauf zurückgreifen, aber es ist eine wichtige Option und eine, die gut durchdacht ist." Dieses Eingeständnis sorgte für Schlagzeilen, weil in dieser Deutlichkeit bisher niemand aus der US-Regierung von der Möglichkeit eines Militärschlags gesprochen hatte. US-Präsident Barack Obama äußerte sich bisher nur indirekt dazu.

In Teheran löste die Botschaft des Admirals eine heftige Reaktion der offiziellen Nachrichtenagentur Irna aus. "Wenn die Amerikaner nur den kleinsten Fehler begehen", warnt das Sprachrohr der Mullahs, stehe die gesamte Sicherheit am Persischen Golf auf dem Spiel.

Diese Gefahr sieht Obamas Admiral Mullen nicht anders. Ein Militärschlag gegen den Iran könne "unbeabsichtigte Konsequenzen" haben, räumte er in dem Interview ein. Der Ausgang sei "schwer vorherzusagen, weil dies ein unglaublich instabiler Teil der Welt ist." Auf der anderen Seite sei ein nuklear bewaffneter Iran nicht akzeptabel. "Ehrlich gesagt, ich bin besorgt über beide Varianten."

Womit Mullen das Dilemma formulierte, vor dem sich der Präsident bald wieder finden könnte. Falls die kürzlich in Kraft gesetzten Sanktionen gegen den Iran nicht greifen, steht Obama vor der Entscheidung, mit den nuklearen Ambitionen des Mullah-Regimes zu leben. Oder er befiehlt einen Angriff auf die Atomanlagen des Iran. Die Diskussion über die richtige Entscheidung hat in Washington schon längst begonnen. Kürzlich erst meinte der frühere CIA-Chef Michael Hayden, den USA bliebe bei einem Scheitern der "robusten Diplomatie" wenig anderes übrig, als den Iran militärisch daran zu hindern, sich nuklear zu bewaffnen.

Experten halten Mullens Droh-Szenario dennoch für einen unwahrscheinlichen Kurs. Stattdessen sei eine Eindämmungsstrategie wahrscheinlich. "Eindämmung" habe "mit sehr viel stärkeren und unberechenbareren Tyrannen" funktioniert, meinen etwa die beiden Iran-Strategen Steven Simon und Ray Takeyh in einem Meinungsbeitrag für die "Washington Post". "Sicher lassen sich damit die vorsichtigen Mullahs und ihre rudimentären Waffen unter Kontrolle bekommen." Für diesen Kurs sprechen auch die Entwicklungen im Nachbarland Irak. US-Präsident Barack Obama bekräftigte gestern noch einmal seine Pläne, die Kampftruppen bis Ende August dieses Jahres abzuziehen.

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