US-Präsidentenwahl Die Trump-Fans wollen nicht locker lassen

Washington · Zehntausende Anhänger gehen in Washington auf die Straße und feiern ihr Idol als wahren Wahlsieger. Mit dabei auch Mitglieder der rechtsextremen „Proud Boys“.

 Halten ihrem Idol weiterhin die Stange: Trump-Fans beim Protestmarsch in Washington.

Halten ihrem Idol weiterhin die Stange: Trump-Fans beim Protestmarsch in Washington.

Foto: dpa/Jacquelyn Martin

Als US-Präsident Donald Trump am Samstag mit seinem Konvoi an schwarzen SUV das Weiße Haus für einen Trip zum Golfplatz verlässt, ist sein Ausflug gut getimt. Denn entlang der Straße stehen zahlreiche Anhänger, die zum „Marsch der Millionen“ nach Washington gekommen sind. Sie jubeln, als sie Trump erblicken, der ihnen das „Daumen nach oben“-Signal gibt. Die Demonstration und der Blick aus seinem gepanzerten Fahrzeug dürften Trump noch einmal das Gefühl gegeben haben, von einer Mehrheit der US-Bürger geliebt zu werden. Doch die harsche Realität der Zahlen spricht eine andere Sprache. Joe Biden hat landesweit mittlerweile einen Vorsprung von fast fünf Millionen Stimmen. Und allein am Freitag verlor der Präsident nicht nur zahlreiche Klagen gegen die Auszählung, sondern auch mehrere Anwaltskanzleien, die unter dem Druck der Öffentlichkeit ihr Mandat niederlegten. Doch die Unterstützer stehen mit ihren roten „Trump“-Baseballkappen weiter in Treue fest zum Wahlverlierer. „Seid ihr bereit für vier weitere Jahre?“, fragt eine Sprecherin der Gruppe „Women for America First“. Die Menge auf der „Freedom Plaza“ jubelt frenetisch. Menschen aus den ganzen USA seien gekommen, um Trump zu stützen und die „Integrität der Wahlen zu schützen“, so die Frau am Mikrofon. Dann kündigt sie einen Fussmarsch zum nahen obersten Gerichtshof, dem Supreme Court, an – völlig verkennend, dass Trump dieses Gericht nicht direkt anrufen kann und die Richter durchaus jeden Fall, der sie von untergeordneten Gerichten erreicht, ablehnen können.

Doch solche Details spielen für Trump-Anhänger wie Sue Beckford keine Rolle. „Trump ist nichts anderes als der wahre Gewinner“, glaubt sie. Und Lisa Dodd sagt: „Trump ist der einzige Präsident, dem wir folgen werden.“ Auf dem Podium meldet sich auch der konservative Unternehmer und Trump-Freund Mike Lindell, der es durch den Verkauf von Kopfkissen zum Millionär gebracht hat, zu Wort. „Ich spreche für 72 Millionen Bürger, die Trump gewählt haben, und es ist noch nicht vorbei,“ ruft Lindell. Und er fügt hinzu: „Wahlbetrug und Kooperation existieren. Die radikalen Linken versuchen, die Wahl zu stehlen.“ Und Lauren Tollin fleht den Himmel an: „Gott, bitte öffne die Türen für unseren großartigen Präsidenten Trump. Er ist von dir ausgewählt worden.“ Immer wieder ist zu hören, dass es klare Hinweise auf einen Wahlbetrug gebe – und die Wahlmaschinen so programmiert worden seien, dass Millionen Trump-Stimmen gelöscht wurden. Auch Trump wiederholt diesen Vorwurf am Sonntag in einem Tweet und deutet einmal mehr an, Biden habe nur aufgrund von Betrug „gewonnen“ (Trump). Doch Regierungsbeamte, Bundesstaats-Wahlleiter und der Hersteller der Maschinen hatten dies am Freitag energisch dementiert.

An dem Marsch nahmen auch Mitglieder der rechtsextremen Gruppe „Proud Boys“ („Stolze Jungs“) teil, die ebenfalls für die Veranstaltung geworben hatte. Die befürchteten Auseinandersetzungen mit linken Gegendemonstranten hielten sich jedoch aufgrund einer starken Polizeipräsenz in Grenzen. 

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