Ukrainischer Regisseur in Russland zu 20 Jahren Lagerhaft verurteilt

Rostow am Don · Er soll eine terroristische Vereinigung gegründet und Waffen geschmuggelt haben. Oleg Senzow ist von einem russischen Gericht zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das Urteil löste international Empörung aus.

Der ukrainische Regisseur Oleg Senzow ist in Russland wegen Terrorvorwürfen zu 20 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Die Richter im südrussischen Rostow am Don sprachen den 39-Jährigen gestern wegen der "Bildung einer terroristischen Vereinigung" und Waffenschmuggels schuldig. Gegen Senzows Mitangeklagten, den ukrainischen Aktivisten Alexander Koltschenko, verhängte das Militärgericht eine zehnjährige Freiheitsstrafe. Den beiden Männern wurde in dem international kritisierten Prozess vorgeworfen, im Mai 2014 das Büro einer prorussischen Partei auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim in Brand gesetzt zu haben. Zudem sollen sie geplant haben, eine Lenin-Statue in Simferopol in die Luft zu sprengen.

Senzows Verteidiger Dmitri Dinse sagte, sein Mandant wolle Berufung gegen das Urteil einlegen. Der Richterspruch sei "der Gipfel der Ungerechtigkeit und Rechtlosigkeit". Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach dem Regisseur nach der Urteilsverkündung Mut zu. "Warte ab, Oleg! Es wird eine Zeit kommen, in der diejenigen, die diesen Prozess gegen dich organisiert haben, selbst auf der Anklagebank sitzen", schrieb er im Internetdienst Twitter . Senzow selbst berichtete während des Prozesses über Folter in Haft. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kritisierte, das Urteil verletze "internationales Recht und die Grundlagen der Justiz" und forderte die sofortige Freilassung. Amnesty International fühlte sich an "stalinistische Prozesse" erinnert. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer (SPD ), zeigte sich "erschüttert über das hohe Strafmaß".

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