Türkisch-islamischer Verband unter Druck

Saarbrücken/Karlsruhe · Bundesweit gab es Razzien wegen Spionage-Verdacht gegen Ditib. Der saarländische Verband distanziert sich von Spitzel-Praktiken.

Die Behörden in Deutschland nehmen den in die Kritik geratenen türkisch-islamischen Moscheeverband Ditib schärfer unter die Lupe - und ernten heftige Kritik aus Ankara. Ermittler durchsuchten jetzt die Wohnungen von vier Imamen des Ditib in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Sie stehen nach Angaben des Generalbundeswalts im Verdacht, Informationen über Anhänger der Bewegung des türkischen Predigers Gülen gesammelt und an das türkische Generalkonsulat in Köln berichtet zu haben.

Anlass dafür sei eine Aufforderung der türkischen Religionsbehörde Diyanet vom 20. September vergangenen Jahres, wonach die Gülen-Bewegung für den Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 verantwortlich gewesen sei. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) forderte Ditib auf, sich von Ankara zu lösen. "Der Einfluss des türkischen Staates auf die Ditib ist zu groß", erklärte er.

In Ankara kritisierte der deutsch-türkische AKP-Abgeordnete Mustafa Yeneroglu die Razzien dagegen als "beispiellose Einschüchterungskampagne gegen die mitgliederstärkste islamische Religionsgemeinschaft in Deutschland". Der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im türkischen Parlament sprach von "juristischen Repressalien". Zu Ditib gehören mehr als 900 Ortsgemeinden in Deutschland. Der Saar-Landesverband ist Dachorganisation von zehn Gemeinden. Sein Vorsitzender Rasim Akkaya sagte der SZ, die Vorwürfe gegen die Imame seien "schwerwiegend". "Wenn sie wirklich zutreffen, fordern wir selbstverständlich, dass rechtliche Konsequenzen gezogen werden." Ditib sei aber nicht der Dienstherr der Imame, sondern die Religionsbehörde Diyanet in der Türkei. Ditib im Saarland sei von Diyanet unabhängig. Man habe auch ,,definitiv" keine Aufforderung erhalten, Informationen über die Aktivität der Gülen-Bewegung zu liefern, sagte Akkaya.

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