Trump setzt sich weiter ab

Washington · Starke Siege in Schlüsselstaaten: Nach einem zweiten „Super Tuesday“ marschieren Hillary Clinton und Donald Trump mit großen Schritten in Richtung Präsidentschaftskandidatur.

Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner hat sich Donald Trump weiter abgesetzt. Mit einem Vorwahlsieg in Florida zwang der populistische Geschäftsmann den Senator Marco Rubio am Dienstag (Ortszeit) zum Rückzug. Einen Dämpfer erhielt Trump in Ohio, wo er dem Gouverneur John Kasich unterlag. Bei den Demokraten rückt die Nominierung von Hillary Clinton immer näher.

"Das war ein wunderbarer Abend, das war ein großartiger Abend", sagte Trump in seiner Siegesrede. Neben dem Erfolg im bevölkerungsreichen Florida verbuchte der Milliardär auch Siege bei den Vorwahlen in Illinois und North Carolina. Die endgültigen Ergebnisse aus Missouri, wo Trump nach Auszählung fast aller Stimmen hauchdünn vor dem erzkonservativen Senator Ted Cruz lag, standen noch aus. Rubio gab nach der Pleite in seinem Heimatstaat Florida auf. Als seine klare Niederlage kurz nach Schließung der Wahllokale abzusehen war, trat er vor seine Anhänger und erklärte seine Präsidentschaftsambitionen für beendet. "Dieses Jahr werden wir nicht auf der Gewinnerseite stehen", sagte Rubio. Zugleich übte der Senator unverhüllt Kritik am Wahlkampfstil Trumps, der einen Feldzug gegen die politischen Eliten in Washington führt und mit abwertenden Äußerungen über Migranten und Muslime für Empörung sorgte: "Amerika braucht eine lebhafte konservative Bewegung - aber eine, die auf Prinzipien und Ideen aufbaut und nicht auf Angst, nicht auf Wut." Von Rubios Rückzug könnte Kasich profitieren, der nun der alleinige Bannerträger des gemäßigt-konservativen Lagers ist. Der Gouverneur dürfte nach seinem Sieg in seinem Heimatstaat Ohio die Unterstützung der Parteiführung erhalten, die Trump und Cruz kritisch sieht.

Bei den Demokraten untermauerte Clinton mit mindestens vier Vorwahlsiegen ihre Favoritenstellung. Im wichtigen Florida ließ sie ihren Rivalen Bernie Sanders mehr als 30 Prozentpunkte hinter sich. Auch in Ohio, North Carolina und Illinois trug die frühere Außenministerin den Sieg davon. In Missouri lag Clinton nach Auszählung fast aller Stimmen äußerst knapp vorne. "Wir kommen näher, uns die Nominierung der Demokratischen Partei zu sichern und diese Wahlen im November zu gewinnen", sagte Clinton vor Anhängern. Sie liegt nicht nur bei den an Vorwahlergebnisse gebundenen Delegierten klar vor Sanders, sondern hat auch die überwältigende Unterstützung der sogenannten Superdelegierten - ranghohe Parteivertreter, die automatisch ein Wahlrecht auf dem Parteitag haben. Insgesamt kommt Clinton bereits auf mehr als 1500 Wahlmännerstimmen, Sanders auf rund 800. Für eine Nominerung im Sommer benötigt sie die Unterstützung von 2383 Delegierten.

Meinung:

Der Albtraum wird wahr

Von SZ-KorrespondentFrank Herrmann

Es muss schon ein Wunder geschehen, sonst wird er wahr, der Albtraum der republikanischen Parteigranden. Nur die kühnsten Optimisten glauben noch daran, dass sich Donald Trump noch aufhalten lässt. Dass es noch gelingen kann, dem rabiaten Unternehmer, der die Debattenkultur mit einer vulgären Sprache vergiftet, mit raffinierten Manövern die Präsidentschaftskandidatur streitig zu machen. Damit stehen Amerikas Konservative im Herbst vor einer Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Für Trump zu stimmen, verbietet vielen der Anstand. Manche spielen bereits mit dem Gedanken, stattdessen Hillary Clinton den Vorzug zu geben, deren Vorwahlsieg bei den Demokraten so gut wie besiegelt ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort