Trittin: SPD will große Koalition fortsetzen

Herr Trittin, was schätzen Sie an der FDP?Trittin: Da fällt mir zurzeit nicht viel ein. Mein Eindruck ist, dass die FDP aus der größten Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte - neben der Linken - am wenigsten gelernt hat. Sie selbst haben aber nach der Wahl im Herbst eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen favorisiert

Herr Trittin, was schätzen Sie an der FDP?

Trittin: Da fällt mir zurzeit nicht viel ein. Mein Eindruck ist, dass die FDP aus der größten Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte - neben der Linken - am wenigsten gelernt hat.

Sie selbst haben aber nach der Wahl im Herbst eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen favorisiert. Warum bekennt sich Ihre Partei dazu nicht im Wahlaufruf?

Trittin: Die Grünen sagen in ihrem Wahlaufruf klar, wir wollen erstens eine Union-FDP-Regierung verhindern, zweitens den Murks der großen Koalition beenden und drittens eine Koalition unter grüner Beteiligung bilden, die sich der sozialen Gerechtigkeit, den Bürgerrechten und einer verlässlichen Außenpolitik verpflichtet weiß.

In dem Beschlusspapier für den Parteitag findet sich auch eine Absage an eine schwarz-gelb-grüne Koalition.

Trittin: Wir wollen Schwarz-Gelb verhindern. Eine solche Koalition stünde für Marktradikalismus, den Stopp der erneuerbaren Energien und Wiedereinstieg in die Atomenergie sowie Steuersenkungen für Besserverdienende.

Wollen die Grünen am Ende lieber in der Opposition bleiben?

Trittin: Nein, wir wollen regieren, um unsere Ziele umzusetzen.

Die Grünen werfen der Union wegen ihrer Steuersenkungspläne Wahlbetrug vor. Ist das grüne Wahlversprechen, ausgerechnet in der Krise eine Million neue Jobs zu schaffen, nicht genauso zweifelhaft?

Trittin: Im Gegenteil. Wir bleiben damit noch weit unter den Schätzungen der Gutachter, und das sind mit McKinsey, Roland Berger oder dem IW Köln ganz und gar keine grünen Vordenker. Ein Beispiel: Wir wollen Geringverdiener bei den Sozialabgaben massiv entlasten. Dadurch haben sie mehr im Portemonnaie, und gleichzeitig sinkt die Beschäftigungsschwelle. Die Experten sagen, das schafft 400 000 Jobs. Wir haben in unserer Rechnung aber nur halb so viele einbezogen. Ähnlich zurückhaltend sind unsere Kalkulationen beim Ausbau des Bildungssektors bis hin zum Pflegebereich.

Fehlt es der Partei an wirtschaftspolitischer Kompetenz und entsprechenden Personen?

Trittin: Ich habe nicht den Eindruck, dass die Grünen personell schlecht aufgestellt sind. Und die Frage der Kompetenz misst sich auch immer an den Angeboten der Konkurrenz. Union und FDP wollen, dass der Staat möglichst nichts tut. Diese Ideologie hat soeben die Welt in die Krise gestürzt. Die SPD reduziert ihre Wirtschaftsvorstellung auf ein Wort: Auto. Die Grünen fühlen sich weder einem blinden Staatsglauben verpflichtet wie die Linke, noch dem Irrweg, dass ein Markt ohne staatlichen Handlungsrahmen existieren darf.

Mit welchem Partner lassen sich die grünen Forderungen am ehesten verwirklichen?

Trittin: Nach Lage der Dinge ist das die SPD. Das Wahlprogramm der Sozialdemokraten blinkt allerdings nur in den Überschriften Rot-Grün. Der Text darunter ist ein Angebot an die Union, die große Koalition fortzusetzen. Hier sehe ich noch harte Auseinandersetzungen, die wir nach einem entsprechenden Wahlausgang mit den Sozialdemokraten zu führen hätten.

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