Trierer Bischof beklagt Erosion des Glaubens

Trier · Einen radikalen Wandel kirchlichen Lebens sieht der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Diese dramatische Entwicklung bedeute aber nicht, dass der Glaube aufhöre und die Kirche untergehe, sagte er.

 Der Trierer Bischof Stephan Ackermann.Location:Trier

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann.Location:Trier

Foto: Thomas Frey/dpa

Wenige Tage vor Weihnachten hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann eine "dramatische Erosion" von bisherigen Formen kirchlichen Lebens beklagt. Es verschwinde "eine bestimmte Art, Kirche zu sein und Kirche zu leben, wie wir sie seit Beginn des 20. Jahrhunderts kennen". Der Bischof, dessen Diözese auch weite Teile des Saarlands umfasst, sagte, er fürchte aber nicht den Untergang der katholischen Kirche. "Die Kirche wird kleiner, die Bischöfe werden unbedeutender, das mag alles kommen. Aber das heißt nicht, dass der Glaube aufhört und die Kirche untergeht", sagte Ackermann der Deutschen Presse-Agentur.

"Natürlich ist das eine Erosion der Gestalt des Glaubens, wie wir sie kennen. Die ist dramatisch. Da gibt es nichts zu beschönigen", sagte der Bischof. Die Kirche selbst verschwinde nicht, sondern verändere sich: "Aber natürlich ist das schwer für uns. Wir haben unsere althergebrachten Formen des kirchlichen Lebens. Und die gehen weg, die zerfließen. Leute treten aus." Eine feste Kirchenbindung gebe es nicht mehr.

In den letzten Jahren habe sich die "mehr schweifende, esoterische" Suche mancher Menschen nach Transzendenz und Spiritualität kirchlich nicht bemerkbar gemacht. Aktuell stehe man wieder "gefassten Formen von Religion", vor allem der Herausforderung des Islam , gegenüber. Das werde zu einer stärkeren Profilierung führen. "Ich muss klarer sagen, wofür ich stehe." Ackermann sagte, es gebe "genug Leute", die auch deshalb so kirchenkritisch seien, weil sie sich trotz ihrer Kirchenzugehörigkeit nicht mit der Kirche identifizieren lassen wollten. "Sie fürchten, belächelt zu werden, und dann schämen sie sich." Zugleich gebe es "einen gewissen Furor den Bischöfen gegenüber", weil "man sich eigentlich doch mit der Kirche sehen lassen will, ohne sich schämen zu müssen".

Er rechne im Frühjahr mit einem Papst-Schreiben, in dem dieser seine Ergebnisse der Bischofssynode zum Thema Familie formulieren werde. Viele Fragen etwa zu Wiederverheirateten und Homosexuellen seien offengeblieben: "Jetzt liegt es eben am Papst." Die Synode habe "keine Tür" zugeschlagen.

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